Mittelstand geht im Netz auf Kundenfang

27.08.2002
Von Christian Zillich
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Allen Grabreden zum Trotz wird das E-Business auch für kleinere und mittelständische Unternehmen zur Normalität. Dabei gibt es jedoch große Unterschiede zwischen den Branchen. Auch mittlerweile im Internet erfolgreiche Firmen haben oft einen steinigen Weg hinter sich.

Die inflationär strapazierten Begriffe E-Business und E-Commerce taugen in manchen Manager-Kreisen lediglich noch als Synonyme für Erfolglosigkeit. Den aktuellen Zustand der Bemühungen von Unternehmen, das Internet gewinnbringend zu nutzen, beschreibt solcherlei Genörgel allerdings genauso wenig wie die blinde Begeisterung der Boom-Phase. Auch der elektronisch angeblich zurückgebliebene Mittelstand kann mit derart oberflächlichen Bekundungen nicht viel anfangen. „Das Gejammer geht mir langsam auf die Nerven“, bringt Ralf Kessenich, Leiter E-Commerce bei Zweitausendeins, einem Musik- und Buchhändler mit deutschlandweit 15 Filialen, die Stimmung auf den Punkt.

Dass die Nutzung des Internets inzwischen in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) aus dem Dienstleistungs- und Handelsbereich zur Normalität geworden ist, belegt auch eine Studie des ECC Handel in Köln. Über 3100 KMU verschiedener Branchen hat die Forschungsinitiative unter Leitung des Instituts für Handelsforschung an der Universität zu Köln befragt.

Immerhin ein Drittel der Befragten verbindet mit der Internet-Nutzung eine Vielzahl von Chancen für das eigene Unternehmen und konstatiert positive Auswirkungen des Web-Auftritts auf das traditionelle Geschäft. Die zentrale Frage, ob sich im Internet auch Geld verdienen lässt, beantwortet die Studie nur auf den ersten Blick mit enttäuschenden Werten: Im Durchschnitt bewegte sich bei den befragten KMUs der Online-Anteil am Endkundengeschäft 2001 bei einem Prozent. Dies liegt jedoch nicht an schlechten Geschäftsaussichten, sondern vielmehr daran, dass ein großer Teil der Unternehmen seine Website ausschließlich als Informationsmedium anbietet. Fließen nur Unternehmen in die Berechnung ein, die tatsächlich online Produkte oder Dienstleistungen verkaufen, steigt der Wert auf 5,3 Prozent vom Gesamtumsatz. Im laufenden Jahr rechnen die Firmen mit einer Steigerung auf 7,7 Prozent.

Restposten lassen sich günstig losschlagen

Betreiber von offensichtlich gelungenen Webshops bestätigen die Studienergebnisse: Zweitausendeins erzielt acht Prozent seines Umsatzes online, was die Einnahmen eines der 15 Ladengeschäfte übertrifft. „Der Unterschied ist, dass trotz der Aufwendungen für die IT und die Pflege des Online-Shops deutlich niedrigere Kosten anfallen als für den Unterhalt einer Filiale“, so Kessenich. Daneben lobt der E-Commerce-Fachmann die unbeschränkten Öffnungszeiten oder die Möglichkeit, auf den Web-Seiten mehr Informationen anzubieten als im Katalog. Auch könnten dort Restposten günstig losgeschlagen werden. Ein „Merkmail“ getaufter Newsletter soll die Kundenbindung erhöhen, indem dort bestimmte Artikel exklusiv angeboten werden.