Paywalls umgangen

Microsoft kappt Bing-Support von ChatGPT

06.07.2023
Von 
Mark Hachmann ist Senior Editor bei PC World.com und beschäftigt sich hauptsächlich mit Microsoft und Mikrochips. Zuvor schrieb er unter anderem für die Portale PCMag, BYTE, eWeek und ReadWrite.
Mit dem Wegfall von Browse with Bing weiß der KI-Algorithmus von ChatGPT wieder nichts über aktuelle Ereignisse.
Die Fähigkeiten von ChatGPT scheinen selbst OpenAI manchmal zu überraschen.
Die Fähigkeiten von ChatGPT scheinen selbst OpenAI manchmal zu überraschen.
Foto: Ascannio - shutterstock.com

Es passiert selten, dass ein Softwareentwickler eine Funktion blockiert, weil sie zu gut ist. Genau das passierte jedoch dem KI-Chatbot ChatGPT von OpenAI: Seine Fähigkeiten, das Web mit Bing zu durchsuchen, waren einfach zu effektiv, da er sogar Paywalls umgehen konnte.

Erst im März diesen Jahres hatte OpenAI den Abonnenten von ChatGPT Plus Unterstützung für den Bing-Browser beschert, um das Wissen des KI-Chatbots auf aktuelle Ereignisse auszuweiten. Bis dahin konnte der KI-Algorithmus nur auf Trainingsdaten bis zum Herbst 2021 zugreifen. Wenn man ihn zum Beispiel nach dem Ergebnis eines aktuellen Sportereignisses fragte, plädierte ChatGPT auf Unwissenheit.

Vollzugriff für ChatGPT-Plus-Kunden

Als die Bing-Unterstützung hinzugefügt wurde, konnte ChatGPT diese Antworten ausfindig machen und Antworten liefern, die entweder aktuell oder nur einen Tag alt waren. Aber OpenAI entdeckte, dass Bing zu gut in seinem Job war - es umging offenbar Paywalls, um die Antworten zu liefern, nach denen die Nutzer fragten, oder kopierte den gesamten Text einer Website. Also hat OpenAI den Stecker gezogen.

"Wir haben festgestellt, dass die ChatGPT Browse Beta gelegentlich Inhalte auf eine Art und Weise anzeigt, die wir nicht wollen", erklärt das Unternehmen in einem Blogbeitrag. "Wenn ein Nutzer zum Beispiel ausdrücklich nach dem vollständigen Text einer URL fragt, kann es passieren, dass diese Anfrage versehentlich erfüllt wird."

Open AI kündigte jedoch an, die korrigierte Beta-Funktion so schnell wie möglich wieder bereitzustellen.

Web-Zugang vorübergehend gestoppt

Wenn man ChatGPT heute bittet, einen Artikel zusammenzufassen, erhält man stattdessen diese oder eine ähnliche Antwort: "Entschuldigen Sie, aber als KI-Modell habe ich keinen direkten Zugriff auf das Internet oder bestimmte Artikel wie den von Ihnen genannten. Ich kann keine Artikel nach ihrem Inhalt zusammenfassen, da mein Training bis September 2021 reicht und ich nicht über aktuelle Informationen verfüge. Sie können jedoch versuchen, den Artikel selbst zu lesen oder eine Zusammenfassung von anderen Nachrichtenquellen zu finden."

Andere, spezialisierte Plugins, die das Internet nutzen, etwa die Suche nach Reisen über Kayak, sind laut OpenAI weiterhin möglich.

Bing Chat und Google Bard arbeiten anders

Es ist erwähnenswert, dass es auch nicht funktioniert, Bing Chat zu bitten, eine Paywall zu umgehen. Stattdessen weist Bing Sie darauf hin, dass sich der Artikel hinter einer Bezahlschranke befindet und fordert Sie auf, sich auf der Website anzumelden. Google Bard kann sich weigern, den genauen Text bereitzustellen, aber durch wiederholtes Nachfragen nach dem Inhalt des Artikels kann man schließlich eine detaillierte Zusammenfassung dessen erhalten, worüber der Artikel berichtet. Dies ist nur eine weitere Art und Weise, wie Bing, Bard und ChatGPT mit unterschiedlichen Abfragen umgehen. (mb)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der US-Schwesterpublikation PCWorld