MCC Smart: Fallstricke auf der "grünen Wiese"

28.05.2002
Von Christian Zillich

Als Huber 1998 vom Daimler-Chrysler-Konzern zum Unternehmen stieß, hatte MCC Smart ganz andere Sorgen: Produktionsanlauf und Markteintritt für den Kleinstwagen hatten sich um ein halbes Jahr verzögert. Die IT war an den Auslieferungsproblemen nicht direkt beteiligt; sowohl die Software von Baan als auch die Querschnittsprozesse und die Fabrik liefen weitgehend reibungslos, Probleme gab es lediglich im Vertrieb. Allerdings zeichnete sich damals bereits die finanzielle Krise von Baan ab, die den Automobilhersteller um den Fortbestand des wichtigen Softwarelieferanten bangen ließ. Erst die Übernahme durch den britischen Invensys-Konzern im August 2000 vermochte diese Sorgen zu zerstreuen.

Zudem half der Mutterkonzern: Bei einem vollständigen Scheitern des Softwareunternehmens hätte MCC Smart bei der Pflege und Weiterentwicklung der Software auf die Unterstützung der Daimler-Chrysler-Kollegen zählen können. Dazu Huber: „Wir hatten den Sourcecode, genügend Baan-Kompetenz im Konzern und darüber hinaus Kontakte zu geeigneten Beratern im Hambacher Umfeld.“

Diese Hilfestellung musste MCC Smart in Einzelfällen auch in Anspruch nehmen - beispielsweise, als das Unternehmen mit Performance-Problemen zu kämpfen hatte: „Für einen Lieferabruf hat das System 14 bis 16 Stunden gerechnet“, erinnert sich Erik Dahm, IT-Manager Systems Design Production. Im Falle einer fehlerhaften Stücklistendokumentation sei es nicht möglich gewesen, die Teilebedarfsermittlung zu wiederholen, denn das TCC-Konzept sehe tägliche Lieferabrufe vor. Die Entwickler zogen deshalb - gemeinsam mit Baan - eine Zwischenschicht ein, die die Daten auf Plausibilität prüft, bevor sie in die aktiven Stücklisten transferiert werden.

Schlussstrich unter das Outsourcing

In anderthalb Jahren will MCC Smart die Entscheidung über den Bau eines neuen Fahrzeugtyps und - damit verbunden - die Errichtung eines zusätzlichen Werks mit eigener IT fällen. Ob Baan mit von der Partie sein wird, lässt IT-Manager Huber offen: „Dazu müsste Baan eine eindeutige Produktstrategie aufzeigen können; diese habe ich bei den jüngsten Ankündigungen vermisst.“

Unter das Outsourcing-Problem hat MCC Smart mittlerweile einen Schlussstrich gezogen: Im September 2000 begann das Unternehmen, die IT-Verantwortung sukzessive in das eigene Haus zu verlagern. „Das IT-Management gehört heute wieder zu den Kernkompetenzen des Unternehmens“, konstatiert Hartwig Faber, Director für IT-Management und CIO bei MCC Smart.