MCC Smart: Fallstricke auf der "grünen Wiese"

28.05.2002
Von Christian Zillich

Höchstanforderungen an die IT-Systeme stellte das Konzept für die Logistikpartner: Weniger als zehn Prozent der Fahrzeugteile fertigt MCC Smart selbst. Trotz dieser ungewöhnlich niedrigen Fertigungstiefe wollte das Unternehmen vermeiden, eigene Lagerflächen aufzubauen. Der konsequente Just-in-Sequence-Ansatz erforderte die Abbildung äußerst komplexer Logistikprozesse, um die reibungslose Zusammenarbeit mit den zwölf am Fertigungsstandort im französischen Hambach angesiedelten Partnerunternehmen und den rund 70 Lieferanten zu gewährleisten.

In diesem Bereich entschied sich MCC Smart 1996 für Lösungen des Softwareanbieters Baan. Bei der Unterstützung von Just-in-Time- und Just-in-Sequence-Fertigungskonzepten sei er bis Mitte der 90er Jahre nahezu konkurrenzlos gewesen, erinnert sich Alfons Huber, Senior Manager für IT-Systeme in Engineering und Produktion bei MCC Smart. „Insgesamt gab es damals wenig Mitbewerber“, erläutert er. „In Frage kam neben Eigenentwicklungen des Konzerns höchstens SAP.“ Das Produktionsplanungs- und Steuerungssystem des Walldorfer Softwareriesen habe damals aber lediglich einige Komponenten für den Werkstattbereich geboten; deshalb sei es für die Massenfertigung im Automobilbau kaum geeignet gewesen.

Bei Projektbeginn entschied MCC Smart, die gesamte IT von der Konzeption über die Implementierung bis zu Wartung und Betrieb an Andersen Consulting (heute Accenture) zu vergeben. Dies hatte unter anderem wirtschaftliche Vorteile: Der Outsourcing-Vertrag sah vor, dass Andersen erst ab Produktionsbeginn bezahlt wurde. In den Preis der Fahrzeuge war ein festes IT-Budget einkalkuliert. Für jeden Smart, der das Band verließ, bekam Andersen einen Fixbetrag gutgeschrieben. Gleiches galt für Softwarelieferanten wie Baan.

Ein Quasi-Standard MCC Smart arbeitet mit dem Release 4.A.1 der Standardsoftware von Baan. Aufgrund der speziellen Anforderungen und Prozesse war ein hoher Anpassungsaufwand nötig. So weicht die bei MCC Smart eingesetzte Lösung um bis zu 70 Prozent von einer Standardimplementierung ab. Allerdings wurden und werden sämtliche Modifikationen vom Softwareanbieter selbst vorgenommen, der damit auch die Funktionstüchtigkeit und Wartung garantiert. IT-Manager Alfons Huber spricht deshalb von einem „Quasi-Standard“.

Auch für den „Roadster“, dessen Produktion im Herbst anlaufen soll, will die Kleinwagenschmiede Baan-Software einsetzen. Hier wird ebenfalls das Release 4.A.1. zum Einsatz kommen, obwohl es mittlerweile eine aktuellere Version gibt. „Das System läuft sehr stabil und performant; außerdem war es die günstigste Entscheidung“, begründet Huber die Wahl.

Anfangs war MCC Smart mit diesem Full-Service-Paket sehr zufrieden - zumal nur eine sehr geringe Zahl eigener IT-Mitarbeiter beschäftigt werden musste. Mit zunehmender Dauer traten jedoch auch negative Aspekte der Outsourcing-Strategie zu Tage: „Im IT-Bereich ist für unser Unternehmen sehr viel wichtiges Prozess-Know-how angesiedelt“, so Huber, „durch das Outsourcing dieser Kernkompetenzen waren wir bei weiterführenden Projekten nicht mehr in der Lage, einige Themen richtig einzuschätzen.“ Aufgrund dieser Abhängigkeit seien unerwartete und ausufernde Kosten entstanden. Schließlich habe das Management gegengesteuert.