Dekra Arbeitsmarktreport 2023

Logistiker begehrt wie nie, Vertriebler weniger

13.07.2023
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Arbeitgeber suchen nach wie vor Personal – allerdings gab es einige interessante Verschiebungen, wie der aktuelle Dekra Arbeitsmarkreport zeigt. Entwickler bleiben nach wie vor begehrt.
Ob Gelernte oder Ungelernte - alle Branchen suchen nach Mitarbeitern, besonders stark im Gesundheitswesen und der Logistik, aber auch Entwickler gehören zu der begehrten Kategorie der stark gesuchten Kandidaten.
Ob Gelernte oder Ungelernte - alle Branchen suchen nach Mitarbeitern, besonders stark im Gesundheitswesen und der Logistik, aber auch Entwickler gehören zu der begehrten Kategorie der stark gesuchten Kandidaten.
Foto: Andrii Yalanskyi - shutterstock.com

In Deutschland sind so viele Menschen erwerbstätig wie nie. Und dennoch ist es bei weitem nicht genug: Arbeitgeber suchen Verstärkung auf allen Qualifikationsniveaus, wie der aktuelle Dekra Arbeitsmarktreport 2023 zeigt. Wer also derzeit auf Jobsuche ist, hat gute Karten, lautet die Dekra-Bilanz. In welchen Berufen und Tätigkeitsfeldern Arbeitgeber besonders viel neues Personal benötigen, untersucht diese Auswertung von Stellen seit 2008. Die aktuelle Analyse basiert auf 13.183 Stellenangeboten.

Gelernte und Ungelernte - alle werden gesucht

Von der guten Situation am Stellenmarkt profitieren quasi alle. Das bestätigt die Zusammensetzung der Top-Ten-Berufe: Auf vier davon können sich angelernte oder fachfremde Kräfte bewerben: Neben Produktionshelferinnen und -helfern benötigen Arbeitgeber insbesondere für ihre Lagerlogistik viel Personal.

Erneut belegen die Berufe Elektroniker sowie Gesundheits- und Krankenpfleger die ersten zwei Plätze. In diesem Jahr liegen sie sogar fast gleichauf. Sozialarbeiter und -pädagogen sind hingegen Newcomer unter den ersten zehn Rängen. Dem Beruf ist der beachtliche Sprung auf die vierte Position im Gesamtranking gelungen (2022: Platz 20). Ihre Expertise wird dringend benötigt, zum Beispiel für die Schulsozialarbeit oder zur Unterstützung der Integration von Geflüchteten.

IT-ler belegen Rang 5 im Stellenranking

Die IT-Berufe haben laut Dekra Anteile an der Gesamtstichprobe verloren und liegen an fünfter Stelle der 28 Tätigkeitsbereiche. Vor allem Softwareentwickler und Programmierer können aus einem großen Angebot offener Stellen wählen. Sie rangieren schon das dritte Jahr auf Platz fünf.

Bei den Ingenieurberufen verlief die Entwicklung genau umgekehrt. Ihr Anteil an den untersuchten Stellenangeboten befand sich vor zwei Jahren auf dem Tiefststand (2021: 5,3 Prozent). Der aktuelle Anstieg geht insbesondere auf eine gestiegene Nachfrage in den Fachbereichen Elektrotechnik, Architektur und Bauingenieurwesen sowie Maschinen- und Fahrzeugbau zurück. Elektroingenieure arbeiten, ähnlich wie Softwareentwickler, in diversen Branchen. Sie sind zum ersten Mal seit 2017 wieder unter den Top-10-Berufen vertreten (2022: Platz elf).

Hoher Personalbedarf in der Lagerlogistik

In der Lagerlogistik ist der Personalbedarf weiter gestiegen, obwohl sich gerade hier viele Arbeitsschritte automatisieren und digitalisieren lassen. Sie hat die Höchststände der vergangenen zwei Jahre erneut überschritten und nimmt erstmals die dritte Stelle ein. Neu hinzugekommen sind Kommissioniererinnen und Kommissionierer. Aber auch für Jobsuchende mit der Ausbildung Fachlagerist oder Fachkraft für Lagerlogistik gibt es viele Offerten.

Vertrieb verliert an Boden

Die Entwicklung der Verkaufsberatung kommt fast einem Erdrutsch gleich: Seit Erhebungsbeginn hatte dieser Tätigkeitsbereich stets den höchsten oder zweit-höchsten Anteil an der Stichprobe - vor allem dank der Vertriebspositionen. Nun wurde er von der ersten auf die siebte Stelle verwiesen (2022: 9,5 Prozent).

Erstmals sind Vertriebler aus der Liste der Top-Ten-Berufe verschwunden. Kundenberater und -betreuer, die bislang immer dort vertreten waren, belegen aktuell den elften Platz. Eventuell sind Unternehmen angesichts der gedämpften wirtschaftlichen Stimmung etwas zurückhaltender in ihren Einstellungsplänen für den Vertrieb. Fakt ist aber auch, dass sich dieser Bereich mit der verstärkten Hinwendung zu Online-Kanälen grundlegend verändert.

Mitarbeiter benötigen neue Kompetenzen

"Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel und Beschäftigte wie Arbeitgeber brauchen neue Kompetenzen. Allen voran Lernkompetenz und die Bereitschaft, sich weiterzuentwickeln", so Katrin Haupt, Geschäftsführerin der Dekra Akademie. "Wenn Unternehmen nicht genügend Personal finden, müssen sie umdenken und beispielsweise davon abweichen, ausschließlich in Vollausbildungen zu denken." Ein Gebot der Stunde laute, Mitarbeitende gezielt ihren individuellen Erfahrungen und Fähigkeiten gemäß einzusetzen und bei Bedarf Schritt für Schritt weiterzuentwickeln.

Im Erhebungszeitraum vom 20. bis 26. Februar 2023 wurden Stellenanzeigen in zwei Online-Jobbörsen sowie elf deutschen Tageszeitungen ausgewertet. Die Ergebnisse und Analysen des Arbeitsmarkt-Reports 2023 finden sich auch hier.

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