Digitaler Kugelschreiber im Test

Livescribe Pulse Smartpen

23.09.2010
Von 
Peter Müller ist der Ansicht, dass ein Apple täglich den Arzt erspart. Sei es iMac, Macbook, iPhone oder iPad, was anderes kommt nicht auf den Tisch oder in die Tasche. Seit 1998 beobachtet er die Szene rund um den Hersteller von hochwertigen IT-Produkten in Cupertino genau. Weil er schon so lange dabei ist, kennt er die Apple-Geschichte genau genug, um auch die Gegenwart des Mac-Herstellers kritisch und fair einordnen zu können. Ausgeschlafene Zeitgenossen kennen und schätzen seine Beiträge im Macwelt-Morgenmagazin, die die Leser werktags pünktlich um acht Uhr morgens in den nächsten Tag mit Apfel und ohne Doktor begleiten. Privat schlägt sein Herz für die Familie, den FC Bayern, sechs Saiten, Blues-Skalen und Triolen im Shuffle-Rhythmus.
Livescribe ist ein digitaler Stift mit integriertem Diktiergerät. Seit neuestem hat er sogar einen eigenen App-Store.

Seit Zeiten des Newton träumen Computeranwender von einer einfachen Hardware, die Vorteile von Handschrift und digitalem Archiv einfach verknüpft. Während jedoch die Handschrifterkennung des Newton teils abenteuerliche Ergebnisse lieferte und Palm seinerzeit die Anwender seiner PDAs zum Erlernen einer neuen Kurzschrift zwang, schlägt Livescribe mit dem Pulse Smartpen einen komplett anderen Weg ein. Eine Kamera an der Spitze des Stifts filmt dabei das Geschriebene, während ein Mikrofon gleichzeitig Audio aufzeichnet. Wer sich später seine Notizen betrachtet, muss einfach nur mit dem Stift auf ein Stichwort tippen und bekommt dann die Audio-Aufzeichnung vorgespielt - genau an dem Zeitpunkt einsetzend, an der man das Stichwort niederschrieb. Derzeit bietet Livescribe den Stift mit den beiden Kapazitäten von 2 GB und 4 GB an, 200 respektive 400 Stunden Tonaufnahmen sollen in den Speicher passen.

Spezialpapier erforderlich - womöglich bald als App

Aufzeichnung eines Pencasts im Archiv. Die Texterkennung der Notizen erstaunt selbst Benutzer mit nachlässiger Handschrift.
Aufzeichnung eines Pencasts im Archiv. Die Texterkennung der Notizen erstaunt selbst Benutzer mit nachlässiger Handschrift.

Der Pulse Smartpen funktioniert jedoch nur mit dem von Anoto entwickelten Spezialpapier. Das so genannte Dot-Paper gibt dem Smartpen mittels eines Punkterasters Orientierung, jede Seite des im Starterkit mitgelieferten Notizbuches trägt ein individuelles Muster. Der Stift benötigt daher nicht einmal das per Kugelschreibermine geschriebene Wort, dieses dient vor allen Dingen dem Anwender zur Orientierung. Schreibt dieser halbwegs ordentlich, erkennt die Software des Smartpens jedoch den Text, was die spätere Suche in den elektronischen Notizbüchern ernorm erleichtert. Der mit einer recht lässigen Klaue gesegnete Autor war von den Ergebnissen der Texterkennung positiv überrascht. Das Dot-Paper-Prinzip ließe sich auch auf iPad- und iPhone-Apps übertragen, eine passende, leitende Mine vorausgesetzt, könnte man Notizen auch direkt auf dem iPhone- oder iPad-Screen erstellen.

Die Notizbücher sind bei Livescribe erhältlich und im ausgewählten Fachhandel, die Preise bewegen sich im handelüblichen Rahmen für hochwertige Kladden. Anders als Druckerhersteller muss Livescribe als Monopolist in Sachen Dot-Paper sein Geschäftsmodell nicht auf den Verkauf von Verbrauchsmaterial ausrichten. Wer einen hochwertigen Drucker (mindestens 600 dpi Auflösung) zu Hause oder im Büro stehen hat, kann aus der Desktop-Software von Livescribe heraus selbst Notizbücher drucken.

Die einzelnen Seiten der Notizbücher enthalten alle für den Betrieb des Pulse Smartpen notwendigen Steuerelemente, durch die Menüstruktur des Stiftes hangelt man sich etwa über ein einfaches Kreuz, das man auch selbst an eine beliebige Stelle der Seite zeichnen kann. Dazu steht auf den Umschlagsseiten auch ein wissenschaftlicher Taschenrechner zur Verfügung, den man per Tipp auf die Tasten bedient. Einfache Gleichungen in Grundrechenarten löst der Smartpen aber auch auf Handschrifteingabe.