Kostenprimat fördert SAP-Auslagerung

29.01.2004
Von 


Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Nachfrage nach SAP-Betriebsdienstleistungen ist im vergangenen Jahr kräftig gewachsen. Begünstigt wurde diese Entwicklung durch den enormen Preisverfall in diesem Geschäft. Zudem unterliegen die Anwendungen in den Unternehmen und IT-Innovationen strengen betriebswirtschaftlichen Betrachtungen.

Der Preis entscheidet: Die Anwender schauen zumeist auf den Preis, um sich für einen Outsourcing-Anbieter zu entscheiden. Nur kleine Firmen legen mehr Wert auf die technischen Fähigkeiten ihres künftigen Dienstleisters. Quelle: SPI

Während der ERP-Lizenzmarkt praktisch nicht mehr wächst, legte das Geschäft mit Betriebsservices im vergangenen Jahr deutlich zu. In ihrer Studie "Der Markt für SAP-Betriebsdienstleistungen: Outsourcing, ASP und Hosting 2003/2004" beziffern die Autoren vom Beratungshaus Strategy Partners International (SPI) das Marktwachstum auf 17 Prozent. Dies ist umso bemerkenswerter, als die Anbieter diese Zunahme trotz eines deutlichen Preisverfalls erzielt haben. Nachdem im Jahr 2002 die Preise um rund 16 Prozent nachgaben, sackten sie im vergangenen Jahr immerhin noch um sechs bis sieben Prozent. "Im Mittelpunkt dieses Wettbewerbs stehen die so genannten Basisbetriebsleistungen, also jene Dienste, die keine Kenntnis von Anwendung und Branche verlangen. Die Preise sinken hier immer noch schneller, als gute CIOs bei Eigenbetrieb Kosten reduzieren", behaupten die Analysten von Strategy Partners.

In einem von Kostendruck und Sparzielen dominierten Umfeld müssen IT-Leiter also gute Gründe jenseits der wirtschaftlichen Eckdaten finden, wollen sie den SAP-Betrieb weiterhin selbst verantworten. Das fällt zunehmend schwerer, denn einstmals schwer wiegende Hinweise auf drohenden Kompetenzverlust, fehlende Innovationsmöglichkeiten und die enge Verzahnung mit Geschäftsprozessen zählen heute nicht mehr in dem Maße wie noch vor drei oder vier Jahren. Die IT und die SAP-Applikationen unterliegen dem unerbittlichen Primat der Betriebswirtschaft: Die Unternehmen investieren nur noch, wenn nach wenigstens zwölf Monaten ein positiver Nettobeitrag zum betriebswirtschaftlichen Ergebnis in Aussicht steht.

In der Vergangenheit folgten die Anwender dagegen meist den Empfehlungen des Herstellers SAP, wenn auch manchmal mit Verzögerung. Doch diese Zeiten sind offenbar vorbei: So ist nach Angaben von Strategy Partners die Marktdurchdringung von Mysap deutlich geringer, als es die SAP glauben machen will. Nur 30 Prozent der SAP-Kunden, so die Analysten, verfügen über Mysap-Verträge, von denen haben lediglich 20 Prozent die neue Technik implementiert, die meisten Anwender nutzen also weiterhin R/3. Demzufolge stehen mehr als 90 Prozent aller SAP-Nutzer vor der Entscheidung, wann und wie der vom Hersteller als unvermeidlich dargestellte Wechsel am besten zu bewerkstelligen sei.