Konsolidierungswelle erfasst IT-Töchter

16.06.2003
Von 


Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Schwierige Preisfindung

Als Bestätigung dieser These mag die bislang spektakulärste Abwicklung einer deutschen IT-Ausgründung gelten: Im März 2000 verkaufte der Daimler-Chrysler-Konzern das Debis Systemhaus für rund 5,5 Milliarden Euro an die Deutsche Telekom mit der Begründung: Es sei nicht mehr im Interesse des Konzerns, im IT-Bereich Kapital zu binden. Auch Triaton-Chef Chylla schließt sich der Argumentation an: „Wir haben Zukunfts- und Expansionspläne entwickelt, die Investitionen erfordern. Der Konzernspitze obliegt die Aufgabe, den Mittelzufluss zu steuern. In diesem Prozess ist es zu der bekannten Entscheidung gekommen.“

Vor einer Veräußerung scheint in diesem Markt niemand gefeit, das belegen auch die immer wiederkehrenden Verkaufsgerüchte um Marktführer T-Systems und SBS. Bisher vollzog sich der Konsolidierungsprozess wohl auch deshalb nur in geringerem Umfang. Die Deutsche Bank trennte sich von ihrem Desktop-Support-Dienstleister Sinius, der zu SBS wechselte. Zudem übernahm IBM die Rheinmetall Informationssysteme GmbH (RIS). RIS hatte zwar keine Drittmarkt-Ambitionen, ist aber auch Beleg dafür, das sich Unternehmen schnell von ihren IT-Aktivitäten trennen, wenn sie sich im Kerngeschäft neu orientieren. Im November 2002 unterzeichneten IBM und Rheinmetall den Kaufvertrag. Im darauffolgenden Februar stärkte sich der Rüstungskonzern mit der Übernahme weiterer Anteile an der Euromarine Electronics GmbH.

Über finanzielle Details schwiegen sich IBM und Rheinmetall wohlweislich aus, denn generell ist die Preisfindung für IT-GmbHs ein heikles Thema. Die Verkäufer erwarten viel, insbesondere wenn die Tochter im Drittmarktgeschäft aktiv war. „Es wird sich zeigen müssen, wie lange große, ausländische IT-Dienstleister bereit sind, über den objektiven Wert hinaus hohe strategische Prämien für den Markteintritt beziehungsweise höhere Marktanteile in Deutschland bezahlen. Sollte dies nicht mehr der Fall sein, könnte sich so mancher Konzernlenker allerdings wundern, wie weit der tatsächlich mögliche Verkaufserlös von den eigenen Vorstellungen entfernt ist“, berichtet Kreutter. Anderen Quellen zufolge stehen die IT-Ausgründungen jedoch oftmals sehr niedrig bewertet in den Büchern der Konzerne. Je höher der Verkaufspreis, desto größer ist der außerordentliche Erlös in der Bilanz.

Die Service-Provider rechnen hingegen anders, sie interessiert das Drittmarkt-Geschäft der IT-GmbHs in der Regel nicht, weil es bei den meisten vernachlässigbar gering ist. Sie betrachten derartige Transaktionen unter klassischen Outsourcing-Aspekten: Je höher und langfristiger die Abnahmegarantien vom Konzern, desto mehr sind sie bereit zu zahlen. Allerdings eröffnet diese Argumention eine neue (alte) Diskussion, nämlich welche Bedeutung die IT für das Kerngeschäft der Konzerne hat.