Konsolidierungswelle erfasst IT-Töchter

16.06.2003
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Die potenziellen Interessenten können sich allerdings Zeit lassen: Die bevorstehende Bereinigung im Markt für IT-Ausgründungen dürfte ihnen noch einige Schnäppchen bescheren. „Ich habe schon immer gesagt, der Konsolidierungsdruck wird zunehmen. Es gibt zu viele IT-GmbHs in Deutschland“, behauptet Chylla, „Triaton ist das erste Unternehmen, das es trifft. Weitere werden folgen. Man kann nicht darauf vertrauen, dass IT-Ausgründungen langfristig am Markt aktiv sind.“

Die Reihen der IT-GmbHs mit Ambitionen im Drittmarkt haben sich ohnehin bereits gelichtet. Neben Triaton, T-Systems und SBS gibt es noch die Deutsche Börse Systems, die Lufthansa-Tochter LH Systems und die Gedas AG aus dem Volkswagen-Konzern, die nennenswerte Einnahmen mit Kunden jenseits der Muttergesellschaft erzielen. Des Weiteren setzt BASF IT Services deutliche Zeichen im deutschen IT-Dienstleistungsmarkt. Die Ludwigshafener stellen derzeit sogar Vertriebsmitarbeiter ein. Andere, wie etwa die Eon-Tochter is:energy, sind infolge von Fusionen und Desinvestitionen mit internen Aufgaben ausgelastet. „Durch den Erfolg des Eon-Konzerns wurden unsere Ressourcen stärker gebunden, als ursprünglich

geplant“, erläutert Werner Hecker, Geschäftsführer der is:energy GmbH, Hannover. „Unser Ziel lautet nach wie vor, 25 bis 30 Prozent vom Umsatz mit Kunden außerhalb des Konzerns zu machen. Wir wollen uns aber nicht festlegen, wann wir diese Quote erreichen werden.“

Allerdings lehrt das Beispiels Triaton auch, dass Erfolg im Drittmarkt keineswegs Schutz vor dem Verkauf bedeutet, denn auf Konzernseite gelten andere Entscheidungsmechanismen. Die Konjunkturkrise zwingt die Muttergesellschaften zunehmend dazu, sich intensiver um das Kerngeschäft zu kümmern. „Der Druck von außen, insbesondere von Analysten, ist groß. Die Konzernverantwortlichen müssen entscheiden: Was ist das richtige Portfolio“, räumt Chylla ein.

Kein Geld für IT-Töchter

In solchen Fällen schlägt die Stunde der Finanzvorstände. Ihnen obliegt die Aufgabe, die einzelnen Unternehmensbereiche genau und kritisch auf Wertbeitrag und Wachstumspotenzial zu durchleuchten. „Konzernnahe IT-Dienstleister werden unter diesen Gesichtspunkten einen schwereren Stand haben,“ erläutert Kreutter. „Sie sind im Vergleich zu anderen Geschäftsfeldern im Konzern zumeist relativ klein und überproportionales Wachstum lässt sich im reifen IT-Markt meist nur durch Verdrängung beziehungsweise Zukäufe erzielen. Das kostet Geld. Spätestens wenn für notwendige weitere Wachstumsschritte größere Investitionen erforderlich sind, wird das Top-Management gerade in Zeiten knapper Konzernbudgets eher die großen Kerngeschäftsfelder als die ungeliebten IT-Töchter versorgen, die konzernstrategisch überwiegend in der zweiten Reihe stehen.“