Kaum virtuelle Klassenzimmer in Deutschland

27.09.2004

SEIBEL: Wir haben es hier wohl in erster Linie mit einem kulturellen Problem zu tun. Alles in allem sind US-amerikanische Unternehmen schneller bereit, auf neue Trends und neue Rahmenbedingungen zu reagieren. Von amerikanischen Kollegen weiß ich, dass Schulungen, die früher auf mehr als einen Tag angesetzt waren, heute in einigen Stunden absolviert werden müssen. Kosteneinsparungen bei vergleichbar guten Weiterbildungsergebnissen sind dort das Gebot der Stunde. Die deutschen Unternehmen stehen eigentlich vor der gleichen Aufgabe, aber sie scheuen noch den Umstieg auf die Schulung per virtuellem Klassenzimmer.

CW: Kostenersparnis ist ein wichtiges Stichwort. Wie lässt sie sich umsetzen?

SEIBEL: Die Unternehmen sparen Reisekosten und Reisezeit. Bei den Live Web Classes verlassen die Mitarbeiter das Unternehmen nicht, sondern sind lediglich für ein paar Stunden beschäftigt, einfach, als wären sie in einem internen Meeting. Der Aufwand für Organisation und Vorbereitung des Trainings liegt deutlich niedriger als bei herkömmlichen Präsenzveranstaltungen. Studien unserer Kollegen in den USA haben ergeben, dass der Anteil der Teilnehmer an Live Web Classes ab einer Entfernung von 60 bis 100 Meilen vom nächsten Trainingscenter sprunghaft steigt.

CW: Warum ist es in Deutschland so schwierig?

SEIBEL: Wir müssen Aufklärungsarbeit leisten. Momentan ernten wir durchweg Begeisterung, wenn wir Unternehmen von den Möglichkeiten der Live Web Classes berichten -- und die Abschlussquote fällt dann deutlich dahinter zurück. Wir müssen den Unternehmen die Angst vor dem neuen Medium nehmen, damit sie sich den Wechsel zutrauen. Die Personalentwickler, mit denen wir sprechen, kennen den Virtual Classroom und seine Vorzüge, die Fachabteilungen jedoch nicht. Die Entscheider auf Fachebene sind zu überzeugen.

CW: Wie ist Ihr Virtual-Classroom-Konzept aufgebaut?