Katalogdaten-Management bleibt Nadelöhr

05.12.2002
Von Christian Zillich

Reyher nutzt eine Vielzahl von elektronischen Kanälen für den Informationsaustausch mit Kunden und Lieferanten. Dazu zählt neben zahlreichen EDI-Anbindungen auch ein Kanban-System, bei dem der Kunde mittlels Handscannern die Barcode-Etiketten von aufzufüllenden Behältern einliest und die Daten anschließend elektronisch überträgt. Daneben bietet Reyher seinen Kunden ein Internet-Order-System, über das Bestellungen aufgegeben werden können, aber auch Preis- und Verfügbarkeitsabfragen sind möglich. Das Angebot werde allerdings oft nur als Informationsmedium genutzt, so Bielert; der Bestellvorgang erfolge dann auf dem traditionellen Weg. Er überlege, ob sich dies durch spezielle Preisanreize ändern lasse.

Auch an elektronische Marktplätze hat sich Reyher angeschlossen und damit überwiegend schlechte Erfahrungen gemacht. Häufig forderten Großkunden eine Teilnahme, seien dann aber mit der jeweiligen Plattform unzufrieden und nützten diesen Beschaffungskanal schließlich nicht. „Die Kosten standen bei uns in einem katastrophalen Verhältnis zum Nutzen“, so Bielert. Deshalb wolle er vor weiteren Engagements in dieser Richtung die Marktentwicklung und vor allem die Akzeptanz der Anwender abwarten. Ein weiterer Faktor, der den Austausch von Produktdaten erheblich erschwere, sei der Mangel an allgemein gültigen Standards. Das führe dazu, dass sein Unternehmen auch künftig eine Vielfalt an elektronischen Katalogen vorhalten müsse.

Selbstbeschränkung statt Datendschungel

Darauf will sich Festool, ein Hersteller von handgeführten Elektrowerkzeugen, nicht einlassen. Um sich nicht im Dschungel der verschiedenen Datenformate zu verlieren, hat Festool beschlossen, für den Produktdatenaustausch auschließlich die Standards BMEcat und Opentrans zu nutzen.

Festool bietet für Außendienstmitarbeiter, Fachhändler, Großkunden mit eigenen E-Procurement-Systemen und derzeit zwei Marktplätzen die Möglichkeit, auf seine Angebote elektronisch zuzugreifen. Als technische Grundlage mussten in einem ersten Schritt sämtliche Stammdaten konsolidiert werden. Die Produktdaten wurden anschließend in eine Mediendatenbank überführt. Das bei Festool und anderen Firmen der Muttergesellschaft TTS Tooltechnic Systems AG eingesetzte SAP-R/3-System greift ebenfalls auf die Mediendatenbank zu und wurde via SAP-Business-Connector mit einem zentralen Web-Order-System (WOS) verknüpft.

Integration nicht für alle: Thomas Renner, Leiter des Competence Center Electronic Business am Fraunhofer-IAO, gab den Kongressteilnehmern den Rat, bei der elektronischen Beschaffung keine 100-Prozentlösungen anzustreben und stattdessen nur die wichtigsten Geschäftspartner und -prozesse zu integrieren. Hier müsse insbesondere der Umfang der ausgetauschten Daten in einem vernünftigen Verhältnis zum Integrationsaufwand stehen. Andernfalls würden die erhofften Einsparungen bei den Prozesskosten schnell zum Bumerang. Zu beachten seien in diesem Zusammenhang sowohl die Häufigkeit der einzelnen Geschäftsvorfälle, beispielsweise Auftragserteilung oder Lieferavis, als auch die Wiederholhäufigkeit pro Partner. Dabei sollten die besonders strategischen und zeitkritischen Prozesse bevorzugt in Angriff genommen werden. Renner warnte auch vor utopischen Anforderungen an die

IT-Fähigkeiten im eigenen Unternehmen und die der Partner. Hier sei die Konzentration auf das Machbare kostspieligen Abenteuern unbedingt vorzuziehen.