IT-Innovationen für die Gesellschaft

Junge Gründer setzen auf Cloud Computing

28.03.2012
Von 
Karen Funk ist Senior Editor beim CIO-Magazin und der COMPUTERWOCHE (von Foundry/IDG). Ihre inhaltlichen Schwerpunkte sind IT-Karriere und -Arbeitsmarkt, Führung, digitale Transformation, Diversity und Sustainability. Als Senior Editorial Project Manager leitet sie zudem seit 2007 den renommierten IT-Wettbewerb CIO des Jahres. Funk setzt sich seit vielen Jahren für mehr Frauen in der IT ein. Zusammen mit einer Kollegin hat sie eine COMPUTERWOCHE-Sonderedition zu Frauen in der IT aus der Taufe gehoben, die 2022 zum 6. Mal und mit dem erweiterten Fokus Diversity erschienen ist.
Dass Cloud Computing nicht nur coole Apps und Entertainment bedeutet, sondern auch gesellschaftlichen Nutzen haben kann, zeigen zwei innovative Startups mit ihren Lösungen für Wasser-Management in Afrika und Gesundheits-Management in Deutschland.

Die universelle Verfügbarkeit und individuelle Skalierbarkeit der Cloud ermöglicht die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle für den Einsatz in zentralen gesellschaftlichen Bereichen - ob im Gesundheitswesen, in Bildung und Forschung, im Umweltbereich oder beim E-Government.

Ein Beispiel, wie junge Entwickler die Vorteile des Cloud Computing für gesellschaftliche Projekte gezielt nutzen können, ist das Unternehmen majiSolutions, das mit seiner Software zur Kartierung verbesserter Wasseranlagen im vergangenen Jahr den Microsoft Imagine Cup gewonnen hat.

Wasser für Tansania

Das Gründerteam von majiSolutions gewann 2011 den Microsoft Imagine Cup.
Das Gründerteam von majiSolutions gewann 2011 den Microsoft Imagine Cup.
Foto: Microsoft

Bei einem Freiwilligenaufenthalt in Tansania während der Studienzeit stieß Johannes Schuricht auf das Problem der Trinkwasserversorgung vor Ort: Zur Koordination der Wasserversorgung in Tansania erfassen NGOs (Non Governmental Organizations) und die Regierung Daten über die verfügbaren Wasserressourcen. Diese Daten wurden jedoch manuell und isoliert gemanagt, so dass es an Genauigkeit und Zuverlässigkeit fehlte. Im eigentlichen Workflow, dem sogenannten Water Point Mapping, war die Datenerfassung fehleranfällig und es erfolgte weder eine Weiterverarbeitung noch eine entsprechende Visualisierung der gesammelten Informationen. Damit war die Idee für "majiSolutions" geboren. Um die örtliche Wasserversorgungssituation nachhaltig zu verbessern, entwickelte der Student mit einer Projektgruppe an der TU Dresden eine auf Cloud-Technologie basierende Data Management Software.

Die Software "majiSolutions" unterstützt die Behörden im Wassersektor bei der Durchführung des Water Point Mappings. Die unmittelbare Erfassung von Informationen über die Wasserressourcen erfolgt mit einer Windows Phone Anwendung namens "majiMobile". Das generische Datenerfassungssystem von "majiSolutions" lässt sich nach Belieben auch auf andere Bereiche übertragen: Bei den jungen Gründern sind bereits Lösungen für die Kartierung von Müllentsorgung, Schulen und Krankenhäusern in der Planung. Nach Abschluss ihres Studiums will die Projektgruppe von "majiSolutions" ein Startup gründen und ihr Datenerfassungssystem auch in Deutschland und Europa vermarkten. "Die Cloud bringt große Entlastungen und Vorteile für Startups. Vor allem eröffnen Cloud-Technologien die Möglichkeit, Aufwand und Investitionskosten gering zu halten", so Johannes Schuricht.

Von den frischen Ideen und Investitionen junger Unternehmen in innovative Technologien werde auch der Wirtschaftsstandort Deutschland insgesamt profitieren, ist Stephan Jacquemot, Emerging Business Lead Microsoft Deutschland, überzeugt. Denn: "Oft sind es die gesellschaftlichen Schlüsselbereiche wie Gesundheitswesen, Bildungssektor oder Partizipation/eGovernment, denen modernste IT-Technologien zu effizienteren Prozessen verhelfen und so zu einer Verbesserung des gesellschaftlichen Lebens beitragen."

Cloud für die Gesundheit

In eine andere Richtung geht die App-Entwicklung des Startups MedAble. Die innovativen Münchner zeigen mit ihrem Gesundheits-Terminal, wie Patienten eigenständig und einfach Termine mit Praxen koordinieren, Rechnungen zahlen und so den Ablauf im Gesundheitswesen effizienter gestalten können.

Mit der noch jungen Cloud-Technologie eröffnen sich für Startups neue Geschäftsfelder im Bereich Mobility und Apps. Marktforschungen zufolge steigt die Zahl der App-Downloads im laufenden Jahr um 117 Prozent auf 17,7 Milliarden Stück. Gleichzeitig greifen junge Unternehmen dabei selbst auf Cloud-Infrastrukturen für die Entwicklung und Bereitstellung ihrer Applikationen zurück. Basierend auf "Windows Azure", dem Cloud-Betriebssystem von Microsoft, hat MedAble innovative Cloud-Anwendungen und ein "Gesundheitsterminal" für niedergelassene Ärzte entwickelt, das Personalplanung, Terminvereinbarungen und die bargeldlose Zahlung von Praxisgebühren für Arzt und Patient erheblich vereinfachen. So trägt das junge Startup zu höherer Effizienz und zur Kostensenkung im Gesundheitssektor bei und erleichtert Patienten und Ärzten die Verwaltung von Behandlungsterminen.

"Gerade in der Gründungsphase stehen häufig weder Zeit noch Geld für Administration und Investitionen in eine wettbewerbsfähige IT-Landschaft zur Verfügung - Unternehmensgründer stoßen hier schnell an ihre Leistungsgrenzen" sagt Microsoft-Mann Jacquemot. Dabei sollte gerade für ein Startup der Erfolg der eigenen Idee im Mittelpunkt stehen. Für die schnelle und konkrete Umsetzung dieser Idee müssten die Rahmenbedingungen stimmen. "Hier bieten Cloud-Technologien gute Möglichkeiten: Windows Azure etwa gibt Startups die volle Flexibilität, die Vorteile von Cloud Computing ganz individuell an die Anforderungen im Unternehmen anzupassen: Jederzeit an jedem Ort verfügbar - quasi die IT-Infrastruktur aus der Steckdose", so Jacquemot weiter.

Als Teilnehmer des "BizSpark"-Programms, ein von Microsoft initiiertes Unterstützungsprogramm für High-Tech-Gründer, konnte der MedAble-Geschäftsführer Reisig in der Startphase auf vielfältige Hilfestellung zurückgreifen: "Es ging dabei nicht nur um günstige Software-Lizenzen und das Kontingent an kostenlosen Cloud-Ressourcen", sagt Reisig, "sondern auch um die Beratung und Unterstützung bei der technischen Konzeption und Realisierung unserer Applikationen." (kf)

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