IT-Berater müssen sich umstellen

02.05.2005
Von Tobias Ortwein

Das gewachsene Interesse der Anwender, die Betreuung ihrer Anwendungen langfristig zu festen, transparenten Kosten an einen Partner zu vergeben, hat hauptsächlich zwei Gründe: zum einen den Kostendruck und zum anderen die Tatsache, dass sich viele Unternehmen nicht mehr in einer Implementierungs-, sondern in einer Betreuungsphase befinden. Diesem Umstand tragen die etablierten Anbieter von Projektservices mit ausgefeilten Application-Management-Angeboten Rechnung. Darunter leiden viele Freiberufler oder kleinere Systemintegratoren, die in Summe von den großen Anwendern ebenfalls ein ordentliches Stück vom "IT-Kuchen" abbekommen hatten. Die viel engere vertragliche Bindung, die durch professionelles Application-Management zwischen Kunde und Lieferant besteht, drängt die kleineren Kontraktoren langsam, aber sicher aus dem Geschäft. Von dem Outsourcing-Trend profitieren also die Großen, während er die kleineren Anbieter von Projektservices in arge Nöte bringt.

Mittlerweile ist es aber nicht mehr mit der reinen Betreuung von Anwendungen getan. Die Kunden erwarten von ihrem Lieferanten häufig, dass er ihnen Innovationspotenziale aufzeigt. Hier kommen wieder die klassischen Projektservices-Bereiche ins Spiel. Während also in der Vergangenheit die Outsourcing-Bereiche sehr stark vom Kundenzugang der Projektservices profitierten, verhält es sich heute zunehmend umgekehrt.

Die Anforderungen an das klassische Projektgeschäft verändern sich auch dadurch, dass große Anwender ihre IT konsequenter auf die Unternehmensstrategie ausrichten. Ähnlich wie in der Automobilbranche in den 90er Jahren, werden die IT-Lieferanten zunehmend zu Systemlieferanten und damit zu strategischen Partnern ihrer Kunden, wodurch sich die Anforderungen an das Projektgeschäft ebenfalls stark wandeln. Der Anbieter muss die Geschäftsbedürfnisse seiner Kunden wesentlich besser verstehen als früher, während die Beherrschung der Technik zunehmend Commodity wird. Entsprechend versuchen viele Anbieter von Projektservices, sich in Richtung Strategie- und Unternehmensberatung zu orientieren. Dieser Trend hat bei den ganz Großen der Branche (beispielsweise EDS mit A.T. Kearney, IBM mit Pricewaterhouse-Coopers Consulting (PWCC) und Capgemini mit Ernst & Young) angefangen und erreicht mittlerweile auch die kleineren Anbieter, wie die Softlab-Übernahme von Axentiv zeigt. Allerdings mit unterschiedlichem Erfolg: Während die Integration von PWCC bei IBM mittlerweile gut funktioniert, überlegt EDS, sich von A.T. Kearney aufgrund mangelnder Synergieeffekte wieder zu trennen.

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