IT-Arbeitsmarkt: Boom schon vorbei?

08.04.2008
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Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Im ersten Quartal stieg die Zahl der IT-Jobs lediglich um 1,6 Prozent - allerdings nur in den Zeitungen.

Eigentlich mag man es nicht glauben: Selten zuvor war auf der Computermesse CeBIT in Hannover Anfang März das Klagen über fehlendes IT-Personal größer als heuer. Und nun die Auswertung von Adecco der Stellenangebote aus 40 Tageszeitungen und der COMPUTERWOCHE: Die Zahl der Offerten stieg im ersten Quartal gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum lediglich von 8312 auf 8447 - macht ein Plus von exakt 1,6 Prozent.

Noch im vergangenen Jahr betrug das Wachstum 20 Prozent gegenüber 2006 und davor 25 Prozent . "Von einem nachlassenden Interesse der Unternehmen an IT-Fachkräften kann keine Rede sein", betont Sascha Theisen, Sprecher der Online-Jobbörse Stepstone. Das genaue Gegenteil sei der Fall. Zum Stichtag 7. April 2008 seien 6920 IT-Stellen auf der Jobplattform registriert gewesen, was einem Plus von 42 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Die Guten wollen nicht wechseln

Auch Jürgen Rohrmeier, erfahrener Personalberater im IT-Sektor, kann nichts von einer Beruhigung beobachten. Er hat allerdings eine Erklärung für das durchwachsene Plus im Print-Stellenmarkt parat. Weil es sich mittlerweile herumgesprochen hat, dass der IT-Arbeitsmarkt leergefegt ist - der Bitkom spricht bei einer Arbeitslosigkeit von zwei Prozent in der IT-Branche von Vollbeschäftigung - würden die Arbeitgeber das Instrument der Print-Anzeigenschaltung eher zurückhaltend nützen. "Die Personaler wissen aufgrund der Erfahrungen der letzten Monate, dass sie auf diesem Weg schwer ihre Kandidaten finden", hat der Münchner Headhunter beobachtet.

Was die Lage für die suchenden Unternehmen weiter erschwert, sei, dass die guten Bewerber wenig Interesse zeigen, zu wechseln. Arbeitgeber fingen an, richtig in Mitarbeiterbindungsaktivitäten zu investieren. Nicht nur das: Auch die Zahl der Trainee-Programme nimmt überproportional zu. Weil sie keine fertigen Mitarbeiter finden, investieren die Firmen nun in Ausbildung. "Die Betriebe probieren alles aus, um die Mitarbeiter zu bekommen", betont Harald Sabin, Geschäftsführer des Berliner Beratungshauses HSC. Nicht nur von der Resonanz der Bewerber auf Print-, sondern auch auf Online-Angebote seien die Personaler oft enttäuscht. "Wer will schon einen Arbeitgeber wechseln, wenn die Auftragsbücher der eigenen Firma voll sind?" fragt sich der Berliner Berater.

Berater suchen weniger als 2007

Fakt ist, dass die meisten freien Stellen für IT-Experten mit 2116 Angeboten nach wie vor auf die Beratungs- und Softwarehäuser entfallen - allerdings mit einem fast zehnprozentigen Rückgang gegenüber dem Vorjahr. Auch der in den letzten Monaten stark verwöhnte Maschinen- und Fahrzeugbau meldet ein leichtes Minus. Den mit Abstand stärksten Zuwachs dagegen verzeichnet der öffentliche Dienst - mit 44 Prozent. Dies sei kein Wunder, meinen Arbeitsmarktbeobachter, da der Staat verpflichtet sei, die meisten Stellen in Zeitungen auszuschreiben, was für die private Wirtschaft nicht gelte. Ebenfalls stärker als im Vorjahr suchte die Elektroindustrie, die Finanzbranche sowie die Verlage und TK-Firmen.

Die Frage, welche IT-Qualifikation besonders gesucht war, lässt sich eindeutig beantworten: Allein 1938 Offerten gab es für Anwendungsentwickler, aber nur 1,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Prozentual etwas stärker stieg das Interesse an System- und Datenbankspezialisten sowie Internet-Experten. Am stärksten gingen die Angebote für RZ-Mitarbeiter zurück - von 402 auf 306.

Bayern bleibt für IT-Profis die attraktivste Region der Republik. Allerdings stagnieren die Angebote mit Baden-Württemberg auf hohem Niveau. Hessen legt leicht zu, leichter Abwärtstrend ist in Hamburg, Nordrhein Westfalen und Berlin zu beobachten.