Informations-Management mit RSS

15.06.2007
Von Siegfried Hirsch

Blogs und Wikis fördern RSS-Nutzung

Mehr und mehr Firmen finden Gefallen an Blogs und Wikis, weil sie ebenfalls Alternativen zur Teamarbeit per E-Mail repräsentieren. Beide Tools aus der Welt des Web 2.0 sehen RSS als wesentlichen Verbreitungsmechanismus vor. Leser können im RSS-Reader bequem verfolgen, welche der für sie interessanten Quellen über neue Einträge verfügen. Im Gegensatz zu der offenen Blog-Kultur im Web spielen im Unternehmen dabei Zugriffsrechte und der Schutz von vertraulichen Inhalten eine wesentliche Rolle.

RSS-Feeds eignen sich in der Firmen-IT indes für mehr als nur Blogs und Wikis. Die Fähigkeit von RSS, Anhänge ("Enclosures") zu transportieren, eröffnen dem XML-Format stets neue Anwendungsmöglichkeiten, etwa zum Verteilen von Audiodateien (Podcasts) oder Videos. Enclosures sind nicht Teil des Feeds, sondern lediglich Metadaten wie Format, Länge sowie URLs, wo die Dateien abzuholen sind.

Typische andere Quellen im Unternehmen sind die Verteilung von Leads in Vertrieb und CRM. Unternehmen wie Salesforce.com nutzen diesen Weg bereits ausführlich in ihrem System. Microsofts Sharepoint 2007 und Notes/Domino 8 unterstützen ebenfalls den Zugriff via RSS. KnowNow, einer der Anbieter von Enterprise-RSS-Servern, kann mit "LiveAdapter" Datenbankabfragen als RSS-Feeds zu erzeugen.

Weitere Datenquellen erschließen

n/software hat sich mit seinem "RSSBus" auf die Einbindung von internen und externen Quellen spezialisiert. Eine ganze Reihe von Schnittstellen wurde bereits integriert, wie beispielsweise die Abfrage von UPS- und Fedex-Paketinformationen, Datenbanken, "SugarCRM", "Dabbled", "Google Apps", Zugriff auf die Suchmachine "Apache Lucene", Amazon sowie Outlook und diverse Services von Yahoo. Die Konnektoren für RSSBus können auch selbst erstellt werden, und damit steht der Abfrage von Warenwirtschaft, Produktionsplanung oder auch Enterprise Information Systemen nichts mehr im Weg.

Web-basierende RSS-Reader wie jene von Google oder Bloglines können auf Datenquellen hinter der Firmen-Firewall nicht zugreifen.
Web-basierende RSS-Reader wie jene von Google oder Bloglines können auf Datenquellen hinter der Firmen-Firewall nicht zugreifen.

Per RSS lassen sich dann diese Informationen aus allen Teilbereichen des Unternehmens wieder aggregieren und auf einem Dashboard oder Portal wieder zusammenfassen oder ganz individuell im eigenen RSS-Reader.

Für den Anwender bietet RSS den Vorteil, dass Web-Seiten nicht mehr von Hand mit dem Browser abgesurft werden müssen. Der RSS-Reader führt wie eine gute Sekretärin die Informationen zusammen, bereitet sie auf und sortiert sie. Daher setzen immer mehr Anwender RSS ein, um den Wust an Informationen, der im Internet überwacht und überprüft werden soll, zu sammeln und zu sichten. Mittlerweile nutzen Unternehmen diese Technik, um die Konkurrenz zu beobachten oder die Erwähnung eigener Markennamen zu verfolgen. Auf diese Weise können sie nachvollziehen, was im Web mit seinen stetig wachsenden Inhalten über das Unternehmen und die Marken geschrieben wird. Es handelt sich dabei um eine Marktforschung der anderen Art, die zwar nicht unumstritten ist, aber dennoch den Vorteil hat, dass ein Unternehmen seine Außensicht überprüfen und gegebenenfalls auch beeinflussen kann.

PR, Marketing und auch die IT-Abteilungen sind prädestiniert für den Einsatz von RSS. Sie müssen viele Informationsquellen regelmäßig sichten, und das lässt sich über manuelles Ansteuern von Websites nicht bewältigen.

RSS-Suchmaschinen

RSS hat aufgrund seiner XML-Struktur und seiner maschinenlesbaren Form den Vorteil, dass es sich besonders gut für die Indexierung durch Suchmaschinen eignet. Häufigste Quellen für solche Dienste sind Feeds von Nachrichten-Sites und Weblogs. Dabei können sie auf so genannten Ping-Server zurückgreifen. Es handelt sich dabei um Services, die von Blog-Software oder Content-Management-Systemen benachrichtigt werden, sobald neue Inhalte erscheinen.

Im Gegensatz zu Web-Suchmaschinen wie Google, Yahoo oder MSN, die das ganze Web ständig neu nach geänderten Inhalten mit Ihren Robots durchwühlen, haben RSS-Suchmaschinen daher den Vorteil, dass sie über neu publizierte Texte sofort Bescheid wissen und diese schneller in den Index aufnehmen können. Technorati ist einer dieser Spezialanbieter, der nach eigenem Bekunden über 80 Millionen Blogs auf diese Weise beobachtet.

Für Unternehmen bieten diese RSS-Services einen reichen Fundus zur Überwachung der eigenen Außenansicht, die zum Ego-Surfing-Repertoire eines Unternehmens gehören sollte.