Indien erwächst Offshore-Konkurrenz

27.05.2003
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Internationale Konkurrenz

Der Verband erwartet für den Rest des Jahres keine Trendwende, konkrete Zahlen nannte er jedoch nicht. Zeitungsberichten zufolge sind die Preise von 40 auf 35 Dollar pro Stunde gefallen. Das entspricht in etwa der Erkenntnis der Giga Information Group (mittlerweile von Forrester Research übernommen), die Ende letzten Jahres die Stundensätze auf 22 bis 35 Dollar bezifferte. Zum Vergleich: Laut Meta Group verlangen die hiesigen Anbieter einen Listenpreis von 70 bis 110 Euro pro Stunde für einen Programmierer.

Indiens Software- und IT-Serviceindustrie ist allerdings alles andere als in einer Krise, der Markt tritt lediglich in eine Reifephase. Dazu gehört auch, dass sich die einheimischen Anbieter mit ausländischen Konkurrenten messen müssen. Alle bedeutenden IT-Services-Provider wie etwa Accenture, EDS, IBM Global Services und Siemens Business Services (SBS) unterhalten mittlerweile ihre eigenen Entwicklungszentren in Indien. Sie profitieren damit von den günstigen Stundensätzen und den qualifizierten Arbeitskräften und können diese Offshore-Ressourcen mit den Diensten ihrer Mitarbeiter in den Industrieländern kombinieren. Umgekehrt werben indische Häuser Berater in Deutschland, Westeuropa und den USA ab, um lokale Repäsentanzen mit IT-Experten aufzubauen, so dass auch sie eine Vor-Ort-Beratung,

-Betreuung und Koordination von Projekten im Rahmen von Onsite-Offshore-Konzepten betreiben können.

Anwenderunternehmen in Indien

Zu diesen beiden Anbietergruppen gesellen sich Großanwender wie die Citybank, die Deutsche Bank und Siemens, die die Dienste der Service-Provider komplett umgehen und eigene Entwicklungskapazitäten in Indien aufgebaut haben. General Electric beschäftigt beispielsweise rund 8000 indische Mitarbeiter getreu der vom langjährigen CEO und Manager-Guru Jack Welch formulierten 70-70-70-Regel: 70 Prozent auslagern, 70 Prozent davon ins Ausland, davon wiederum 70 Prozent nach Indien. Diese Quoten erfüllt General Electric zwar nicht, aber immerhin arbeitet die Hälfte der für den Betrieb der internen IT erforderlichen Kräfte in Indien.