Indien erwächst Offshore-Konkurrenz

27.05.2003
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der Sparzwang in den IT-Abteilungen der Anwenderunternehmen sorgt für eine erhöhte Nachfrage nach Offshore-Diensten. Typischerweise werden Softwareentwicklung und Wartungsarbeiten nach Indien ausgelagert. Allerdings bekommen die Anbieter Konkurrenz aus anderen Ländern, in denen Spezialisten noch günstiger arbeiten.

Die Aktien der indischen Softwarehäuser sind unter Druck geraten. Der Grund: Die Anbieter mussten einräumen, dass ihre Margen schrumpfen und enttäuschten damit die verwöhnten Finanzanalysten. Von früheren Gewinnspannnen zwischen 40 und 45 Prozent sind die indischen Häuser derzeit weit entfernt. Die Marge von Wipro Technologies brach beispielsweise von 33 auf 24,2 Prozent ein, Infosys meldete einen Rückgang von 32,2 auf 27,5 Prozent, wogegen Satyam mit einer Verringerung von 34,2 auf 31,5 Prozent davonkam. „Westliche Anbieter wie EDS oder Cap Gemini würden ihre

Großmutter für solche Zahlen verkaufen“, mokierte sich der Brancheninformationsdienst „Computerwire“ über die Luxussorgen der Inder.

Denn nach wie vor sind die Wachstumsprognosen blendend. Der indische Branchenverband National Association of Software and Service Companies (Nasscom) erwartet für das laufende Jahr ein Wachstum von 28 Prozent, im nächsten Jahr sollen es 30 Prozent sein. Die einzelnen Unternehmen sind nicht minder optimistisch, Infosys etwa rechnet mit einem Wachstum von 25 bis 28 Prozent. Insgesamt, so die Nasscom, belief sich der Wert des Exports von IT-Software und -Diensten zwischen Anfang April 2002 und Ende Dezember 2002 auf 6,9 Milliarden Dollar. Den indischen Anteil am weltweiten IT-Software- und Servicemarkt beziffert der Branchenverband auf zwei Prozent. Bis zum Jahr 2008 erwartet Nasscom eine Zunahme auf zehn Prozent.

Tagessätze sinken

Der Sparzwang lässt die europäischen und US-amerikanischen Anwender nach günstigen Angeboten in Offshore-Ländern suchen, allein für Europa rechnet Gartner beispielsweise mit einem Zuwachs um 40 Prozent. Alexander Röder, Konzern-CIO von mmO2, dem in Deutschland, Großbritannien, Irland und den Niederlanden aktiven Betreiber des Mobilfunknetzes O2, bestätigt den ungebrochenen Trend der Anwender zu Offshore-Diensten: