Nenne alle runden Dinge, die dir einfallen!
Nenne alle runden Dinge die dir einfallen! Schnell kommen in beiden Gruppen Begriffe wie Ball oder Rad. Doch in der absoluten Finsternis träumen die Dortmund-Fans plötzlich von der Meisterschale, anderen fallen spontan zehn Küchenutensilien ein, die rund sind. Auch bei anderen Aufgaben, wie "Nenne ungewöhnliche Anwendungen für Kaugummi!" oder "Was kann man mit einer Zeitung machen!" lag die Anzahl der Antworten der lichtlosen Gruppen um durchschnittlich 30 Prozent höher als die der anderen.
Auch in Bezug auf die Vielfalt der Ideen konnten die Teilnehmer aus der Dunkelkammer besser abschneiden. Bei der Frage "Was kann man mit einer Zeitung alles anstellen?", kamen sie nicht nur darauf, sie zu lesen oder zu kaufen. Ungewöhnliche Antworten, wie verbrennen oder mit dem Papier die Badewanne zu verstopfen, wurden in den Raum gerufen.
Die Sehenden waren deutlich befangener. Sie konzentrierten sich meistens auf den Bastelaspekt. Papierhütte, Flieger oder gefaltete Schiffchen sind zwar durchaus originell, wurden von den Juroren aber als wenig abwechslungsreich bewertet.
Etwas weniger eindeutig ist der Unterschied in der Originalität der Ideen. Hier übertreffen die in Dunkelheit ersonnenen Antworten die anderen kaum.
Dennoch sind sowohl die Forscher als auch Strategieberater Lück davon überzeugt, dass die gedankliche Freiheit im Dunkeln größer und das der Hauptgrund für die höhere Kreativität ist. Menschen könnten die Reaktionen der anderen auf ihre Antworten nicht sehen und halten sich im weiteren Verlauf der Gesprächsrunde nicht zurück.
Außerdem sei man eher dazu bereit, gesellschaftlich unangepasste Antworten zu geben, wenn man dabei nicht gesehen wird. Wem als erstes das Wort "klauen" einfällt, wenn es darum geht, was man mit einem Kaugummi machen kann, würde im Hellen vermutlich schweigen.
- So entstehen innovative Ideen
Die besten Ideengeber im Unternehmen sind nicht die Führungskräfte, sondern die Mitarbeiter und die Kunden, sagt Anne M. Schüller. - 1. Ist-Analyse:
Beleuchten Sie die zu optimierende Situation beziehungsweise das zu lösende Problem aus verschiedenen Perspektiven, vor allem aber aus der Sicht des Kunden. Machen Sie dazu Kunden- und Konkurrenzbeobachtungen sowie Interviews mit Mitarbeitern und Externen. Auch Branchenfremde können sinnvolle Beiträge liefern. - 2. Ziel-Definition:
Wo wollen Sie hin, was soll am Ende des Prozesses erreicht sein? Dies muss deutlich werden, damit die Ideen-Generierung eine Richtung bekommt. Gehen Sie dabei von kundenrelevanten, differenzierenden Merkmalen aus: Was können wir für unsere Kunden besser, schneller, einfacher, billiger machen. Formulieren Sie all das schriftlich. - 3. Zusammenstellung des Teams:
Dazu gehören insbesondere die Mitarbeiter, die von der späteren Umsetzung betroffen sind. Damit minimieren Sie von vorne herein aufkommende Widerstände. Sorgen Sie für Visionäre, Querdenker, Missionare, Macher, Kundenbotschafter und Bedenkenträger im Team ebenso wie für Experten und Laien. Mischen Sie alt und jung, Männer und Frauen. Briefen Sie das Team sorgfältig. Ein geschulter Moderator kann helfen, die Prozessschritte zielgerichtet zu steuern. - 4. Ideen-Generierung:
Begeben Sie sich an einen neutralen, störungsfreien, inspirierenden Ort und setzen Sie passende Kreativitätstechniken ein. Sorgen Sie am Anfang für gute Laune und ein Kreativ-Warm-up. Zeiteinheiten von 30 bis 60 Minuten sind optimal. Hören Sie nicht zu schnell auf, in dieser frühen Phase benötigen Sie ein Maximum an Ideen. Speichern Sie alle Ideen. Und beachten Sie die drei goldenen Regeln einer Kreativ-Sitzung: - Quantität vor Qualität, Inspiration ist erwünscht - alle Teilnehmer sind gleichberechtigt, keine Hierarchie - keinerlei Kritik, weder positiver noch negativer Art - 5. Ideen-Bewertung und -Selektion:
Benutzen Sie jeweils passende Bewertungs- und Selektionstechniken, um die gefundenen Ideen zu verdichten, zu kombinieren und die Spreu vom Weizen zu trennen. Dies kann ein separates Bewertungsteam tun, dem auch Kunden angehören. Erstellen Sie eine Prioritäten-Liste, sortieren Sie nach Marktfähigkeit, Machbarkeit, Zeithorizont, Wirtschaftlichkeit und Nichtkopierbarkeit. Dabei kommt es erfahrungsgemäß zu weiteren Ideen. Am Ende dieses Prozesses verbleiben einige wenige aussichtsreiche Favoriten. Geben Sie diesen Namen und definieren Sie das weitere Vorgehen, beispielsweise in Form eines Projekts. - 6. Implementierung:
Sorgen Sie zunächst für interne Akzeptanz, vor allem bei den ‚betroffenen‘ Mitarbeitern. Dies erfolgt am besten durch Involvieren und frühzeitige, regelmäßige, offene Kommunikation. Stellen Sie die notwendigen Ressourcen bereit. Kommunizieren Sie aktiv mit dem Markt, insbesondere mit den anvisierten Zielgruppen und mit der Presse. Bringen Sie Ihre Idee beziehungsweise Innovation zügig in den Markt, und zwar zum richtigen Zeitpunkt. Experimentieren Sie und testen Sie Varianten. Lassen Sie die Kunden schließlich mitentscheiden. - 7. Kontrolle und Optimierung:
Vergleichen Sie die Ergebnisse mit Ihrer Zieldefinition. Holen Sie sich Feedback vom Kunden, hören Sie dabei auch auf die leisen Töne und die kritischen Hinweise. Optimieren Sie kontinuierlich, das heißt: Beginnen Sie diesen Prozess von vorn. Sorgen Sie für einen regelmäßigen Nachschub an unverbrauchten, außergewöhnlichen Ideen.
(Quelle: Wirtschaftswoche)