IDC: Der Kostendruck bleibt bestehen

21.12.2005
Von Martin Haas

Für 2006 rechnet IDC aufgrund von Sättigungstendenzen in Großunternehmen und einem verstärkt über den Preis ausgetragenen Wettbewerb nur mit einem moderaten Wachstum des deutschen ERP-Markts. Wachstumstreiber werden die mittelständischen Unternehmen sein. Damit aber lassen sich die ausbleibenden Investitionen der Großunternehmen nicht ausgleichen. Etwas stärker legt dagegen der Markt für Customer-Relationship-Management-Software (CRM) zu. Zwar gibt es auch hier Übernahmen und Preiskämpfe. Doch gerade zum Jahresanfang 2006 bringen die Hersteller zahlreiche neue Versionen.

Auch im Umfeld der Anbieter von Mietsoftware, beispielsweise Salesforce.com, wird die Konkurrenz stärker. Insbesondere Anbieter so genannter Hybrid-Modelle ermöglichen einen einfachen Umstieg von der gemieteten auf die gekaufte Lösung

Branchentrends

  • Der Handel dürfte auch im kommenden Jahr durch die geringe Konsumneigung der privaten Haushalte geprägt sein. Daher werden auch die IT-Ausgaben in dieser Branche nur wenig steigen: IDC rechnet mit einer Zunahme auf knapp sieben Milliarden Dollar. Dabei werden insbesondere Ausgaben im Vertriebsbereich getätigt, aber auch Themen wie RFID gewinnen an Bedeutung.

  • Die Finanzbranche erholt sich allmählich von ihrer Krise, doch bestehen weiterhin erhebliche Strukturprobleme. Die geringe konjunkturelle Dynamik dürfte auch hier das Wachstum hemmen. Der Kostendruck wird sich auch auf die IT-Ausgaben auswirken, die nur leicht auf mehr als 14 Milliarden Dollar steigen dürften. Ausgaben im Vertriebsbereich und für die Industrialisierung von Geschäftsprozessen stehen im Vordergrund.

  • Die im Hinblick auf IT-Ausgaben größte Branche ist mit 18,6 Milliarden Dollar das verarbeitende Gewerbe. Impulse erhält die Branche im kommenden Jahr weiterhin vom Außenhandel und den günstigen Investitionsbedingungen. Stark von der Binnennachfrage abhängige Bereiche wie das Baugewerbe werden jedoch weiter zur Schwäche neigen. In dieser Gemengelage ziehen die IT-Ausgaben nur moderat an.

  • Die Finanzlage im öffentlichen Sektor ist äußerst angespannt. Jedoch dürfte es nach den Jahren des Abbaus 2006 zu erhöhten Investitionen kommen. Insbesondere die Gemeinden dürften die IT-Ausgaben ausweiten, da sie bereits in diesem Jahr höhere Einnahmen aus der Gewerbesteuer erzielten. Insgesamt belaufen sich die IT-Investitionen im öffentlichen Sektor auf mehr als sieben Milliarden Dollar.

  • Im Bereich Transport, Kommunikation und Energie ist mit dem größten Zuwachs zu rechnen: Die IT-Ausgaben steigen voraussichtlich auf fast 7,5 Milliarden Dollar. Bei Energieversorgern dominieren Investitionen im Zusammenhang mit der Liberalisierung des Stromnetzes; die Kommunikationsbranche investiert vor allem in Netze.

In Folge dieser Entwicklungen sind besonders die großen Softwareanbieter gezwungen, ihre Geschäfts- und Vertriebsmodelle im Hinblick auf die Wettbewerbsfähigkeit einer kontinuierlichen Überprüfung zu unterziehen. Die wichtigsten Schlagworte in diesem Zusammenhang sind "Service Oriented Architecture" (SOA), Business Process Outsourcing (BPO) und Open Source.

IT-Services

Drei Faktoren werden den Markt für IT-Services grundlegend verändern: die Dynamik des globalen Sourcing-Modells, hoch standardisierte Lösungen und Konsolidierung. Der deutsche Markt ist dabei in die globale Entwicklung eingebunden und unterscheidet sich nur in Facetten von der allgemeinen Marktdynamik.

Die Verfügbarkeit globaler Personal- und Technikressourcen zu aggressiven Preisen wird die Wertschöpfungsketten weiter aufbrechen. Mit dem Reifen des Portfolios der Offshore-Anbieter gewinnt Outsourcing, besonders Application-Management und Business Process Outsourcing, an Bedeutung. Der Trend zu einer höheren Standardisierung der Lösungen treibt die Konsolidierung ebenfalls voran. Sie wird sich im deutschen Markt nicht zuletzt durch große Outsourcing-Verträge in Verbindung mit der Übernahme von IT-GmbHs vollziehen.