Harte Linie

IBM schickt US-Mitarbeiter zur Fortbildung - und kürzt das Gehalt

16.09.2014
Wie die "Computerworld" berichtet, haben einige IBM-Mitarbeiter im Bereich Global Technology Services einen blauen Brief erhalten. Da ihnen wichtige Qualifikationen fehlten, müssten sie sich nun ein halbes Jahr weiterbilden. In dieser Zeit gebe es zehn Prozent weniger Gehalt.

Ein betroffener IBM-Mitarbeiter, der das Memo am 12. September 2014 erhielt, leitete es an unsere US- Kollegen von der "Computerworld" weiter. In dem Schreiben wird dem Beschäftigten mitgeteilt, ein "Assessment" habe ergeben, dass einige Manager und Mitarbeiter nicht die fachliche Qualifikation hätten, die nötig sei, "um sich den veränderten Kundenwünschen sowie Technik- und Marktanforderungen stellen zu können". In dem Schreiben heißt es dann ganz direkt: "Sie sind als ein solcher Mitarbeiter identifiziert worden".

Sodann wird dem Empfänger klar gemacht, er müsse von Mitte Oktober 2014 bis Ende März 2015 jede Woche einen Tag oder über die gesamte Periode hinweg 23 Tage darauf aufwenden, sich "auf Lernen und Entwicklung zu fokussieren". In diesem halben Jahr werde das monatliche Gehalt reduziert. Wörtlich heißt es: "Während Sie einen Teil Ihrer Arbeitswoche fürs Lernen und für Entwicklungsaktivitäten aufwenden, werden Sie 90 Prozent Ihres gegenwärtigen Basisgehalts erhalten." Vom 1. April 2015 an soll dann wieder das volle Gehalt gezahlt werden.

Gemischte Resonanz

Die US-Kollegen haben sich bei IBM erkundigt, was es mit dem Programm auf sich hat. Unternehmenssprecherin Trink Guarino sagte, IBM implementiere derzeit ein Skill-Entwicklungsprogramm für einen kleinen Kreis der Mitarbeiter im Bereich Strategisches Outsourcing. Die betroffenen Kollegen sollen sich einen Tag pro Woche zu Themen wie Cloud, Analytics, Mobile und Social fortbilden.

Die Computerworld zitiert einen "schockierten" Mitarbeiter, der von seinen Vorgesetzten eigentlich stets für seine Leistungen gelobt worden sei. Er vermutet, dass es Big Blue darum gehe, Mitarbeiter zur Kündigung zu drängen und sich so Abfindungen zu ersparen.

Andere Insider betonen indes, es handele sich nur um eine sehr kleine Zahl betroffener Mitarbeiter. Das Management sehe die Gehaltskürzung als "Co-Investition" des Mitarbeiters in seine eigene Ausbildung. Das sei immer noch besser, als entlassen und durch Fachkräfte mit aktuelleren Qualifikationen ersetzt zu werden. Es gebe nun mal Mitarbeiter, die zwar grundsätzlich gut qualifiziert seien, aber eben nicht das Wissen hätten, das aktuell dringend benötigt werde. (hv)