IBM drängt Entwickler auf On-Demand-Kurs

23.04.2003
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Sascha Alexander ist seit vielen Jahren als Redakteur, Fachautor, Pressesprecher und Experte für Content-Strategien im Markt für Business Intelligence, Big Data und Advanced Analytics tätig. Stationen waren unter anderem das Marktforschungs- und Beratungshaus BARC, die "Computerwoche" sowie das von ihm gegründete Portal und Magazin für Finanzvorstände CFOWORLD. Seine Themenschwerpunkte sind: Business Intelligence, Data Warehousing, Datenmanagement, Big Data, Advanced Analytics und BI Organisation.

Brückenschlag zu Bea Systems

Steve Mills, Senior Vice President der Software Group, begründete das viele Marktbeobachter überraschende Angebot mit den Anforderungen von Kunden, die zu rund 30 Prozent die Entwicklungsumgebung mit Weblogic kombinieren müssten. Ferner kündigte er das Paket „Websphere SDK for Web Services“ an, mit dem sich Websphere-Anwender ein Bild vom Einsatz und der Generierung solcher XML-Standards verschaffen können sollen.

Parallel zur Flexibilisierung und Öffnung des Portfolios versucht IBM, auch die Reichweite und das Einsatzgebiet seiner Produkte zu erweitern. So sei laut Mills IBMs Business Consulting Group damit beschäftigt, Best Practices für On-Demand-Computing für 17 Branchen zu definieren. Zudem stellte er auf der Veranstaltung ein millionenschweres Partnerprogramm vor, mit dem IBM die Entwicklung mittelständischer Softwarelösungen fördern will. Systemhäuser sollen auf der Basis abgespeckter „Express“-Ausgaben IBM-Produkte und Linux nutzen, um künftig vor allem Microsoft dieses lukrative Marktsegment nicht allein zu überlassen.

Der mit Spannung erwartete erste Auftritt von Rational als neues Mitglied der Software Group fiel hingegen unspektakulär aus. Nur am Rande der Veranstaltung war zu hören, dass noch für dieses Jahr eine gemeinsame Produktstrategie geplant ist, da sich bisher nur einzelne Produkte beider Hersteller kombinieren lassen. Ausnahmen sind vor allem das Tool für Konfigurations-Management „Rational Clear Case LT“, das in Websphere Studio 5 enthalten ist, sowie die Modellierungsumgebung „Rational XDE“, die sich dank eines Plugin für Eclipse in die Benutzeroberfläche von Websphere Studio einbinden lässt. Überlegungen gehen laut Eric Schoor, Vice President Marketing bei Rational, nun dahin, DB2 künftig als Projektdatenbank, Lotus als Komponente für die Teamentwicklung und Tivoli zum Monitoring neuer Anwendungen zusammen mit eigenen Tools einzusetzen. Vor allem aber hoffen Entwickler, dass XDE künftig enger mit Websphere Studio integriert und

zusammen lizenziert wird, da Letzteres keine Modellierung ermöglicht und der separate Kauf beider Produkte kostspielig ist.

Da auch die Softwarentwicklung laut IBM den Aufbau einer On-Demand-Infrastruktur fördert, gab der bekannte Methodenspezialist Grady Booch einen kurzen Ausblick auf das, was Entwickler damit erwartet. Seiner Ansicht nach werde künftig bei der Anwendungsentwicklung ein modellgetriebener Ansatz dominieren. Durch ihn ließen sich alle Aspekte eines Systems mit Hilfe der Unified Modeling Language grafisch darstellen - von der Architektur bis hin zu den Komponenten und Datenbankschemata. Zu diesem Ansatz gesellen sich Konzepte wie die komponentenbasierende Softwareentwicklung, der Einsatz von Pattern, Aspekten sowie collaborative Programmierumgebungen. Doch anders als seine On-Demand-Kollegen warnte Booch davor, zu glauben, dass sich damit Anwendungen in Zukunft leichter erstellen ließen: „Ich muss Sie daran erinnern, dass die Softwareentwicklung eine sehr, sehr schwierige Aufgabe bleiben wird.“