Wettbewerb Anwender des Jahres: Woolworth

Hopp oder topp im Handel

17.11.2005

Die IT-Renovierung zog unter anderem den Aufbau eines DataWarehouse, eines Forecast- und eines Reporting-Systems, einer Einkaufsplanung und -abwicklung, eines Stammdatenmanagements und eines Warenwirtschafts- und eines Dokumentenmanagementsystems nach sich. Als wär's nebenbei, wurde 2003 zudem im ersten Schritt das Rechenzentrum outgesourced und im zweiten Schritt neu geordnet. Das führte dazu, dass dessen Funktionen nicht mehr nur an einen Dienstleister, T-Systems, sondern auch an die Lufthansa Systems ausgelagert wurden.

Deutsche Woolworth

  • Umsatz 2004: rund eine Milliarde Euro;

  • Filialen: 340 in Deutschland;

  • Einkaufsbüros: acht in Asien, eins in der Türkei;

  • Zentrale Distribution: Bönen;

  • Mitarbeiter: 2500 feste, 14.000 Mitarbeiter (incl. Teilzeit- und Aushilfskräften);

  • -IT-Mitarbeiter: 80

Für ein seit 1988 eingesetztes Lohn- und Gehaltssystem musste ebenfalls Ersatz gefunden werden, weil dessen Hersteller die Wartung für Ende 2003 aufgekündigt hatte. Die bei Woolworth benutzte Unternehmensplanung stellte sich zudem nicht als ein einheitliches System dar. Vielmehr wurden Managementinformationen in Excel zusammengeführt aus einem veralteten Warenwirtschafts- sowie dem SAP- und einem Einkaufsplanungssystem.

Der Start

Power 2005 startete mit der Erneuerung des Data-Warehouse-Projekts. In einem ersten Schritt wurde der Aufbau der Infrastruktur, in einem nächsten die Stabilisierung der Betriebsprozesse sichergestellt. In einem dritten Schritt folgte in 2005 mit Hilfe der Standardsoftware ARC der indischen Firma Manthan Systems die Implementierung eines Kennzahlensystems für das Retail-Geschäft. ARC ist eine Analyseplattform, die auf dem vorhandenen Data-Warehouse aufsetzt.

Dann folgte die Implementierung des Forecast-Systems "Superstore" der schweizerischen Firma SAF. Mittels dessen sollen werden heute über statistische Verfahren Verkäufe prognostiziert werden. Auf diese Weise können so die Umsätze vorhergesagt und dadurch die Bestände in den Filialen optimiert werden.

Ein weiteres Problem, das Hopfenzitz und seine Männer Leute lösen mussten, war die wenig optimale Einkaufsabwicklung. Die Einkaufsprozesse besaßen keine Mandantenfähigkeit, die Prozesskette wies zudem Medienbrüche auf. Ein gemeinsames Verwaltungssystem für die Auftragsabwicklung mit acht Einkaufsbüros in Asien gab es ebenso wenig wie einen Datenaustausch mit Lieferanten. Ein erster Ansatz mit der amerikanischen Firma QRS und deren Software "QRS Sourcing" scheiterte, weil das Unternehmen Anfang 2004 den Vertrieb einstellte. Im April Herbst desselben Jahres startete Woolworth deshalb mit der ebenfalls amerikanischen Firma TradeStone und deren Produkt "Stepping Stone" durch. Im Spätsommer 2005 wurde Stepping Stone bei Woolworth weltweit ausgerollt.

Parallel zum Tradestone-Projekt wurde mit der "Crystal-Report"-Familie von Business Objects zudem die strategische Plattform für das unternehmensweite Berichtswesen eingerichtet.

Im Zuge dieser Projekte, lernten die bisher stark auf Eigenentwicklung fokussierte IT-Mitarbeiter den Wert von Standard-Software zu schätzen. Durch die Erfahrungen mit ausländischen Projektpartner sind heute auch komplexe Projekte im internationalen Kontext kein Problem mehr.

Best-of-Breed contra Standardsoftware

Am Beispiel der Entscheidung, welche Gehaltsabrechnungssoftware Woolworth in Zukunft einzusetzen gedachte, zeigt sich auch, wie strategisch deren IT-Verantwortliche denken. Die grundsätzlichen Alternativen hießen Best-of-Breed (also die beste Software am Markt für eine bestimmte Aufgabenstellung) oder Suite-Lösung, hier gleichbedeutend mit SAP-Architektur. Die Lohn- und Gehaltssoftware "Loga 2000" konkurrierte mit SAPs HR-Modul. Es zeigte sich überraschenderweise, dass trotz des prinzipiellen Einverständnisses für eine klarere Ausrichtung auf Standardsoftware (das Finanzsoftware-Modul "FI/CO" von SAP war schon im Einsatz) mit der Einführung von SAP-HR keine Synergieeffekte zu erzielen gewesen wären. Die Entscheidung fiel deshalb in diesem Fall zugunsten von Loga 2000 aus.