Hintergrund: Sun setzt alles auf die Middleware-Karte

07.07.2005
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Sascha Alexander ist seit vielen Jahren als Redakteur, Fachautor, Pressesprecher und Experte für Content-Strategien im Markt für Business Intelligence, Big Data und Advanced Analytics tätig. Stationen waren unter anderem das Marktforschungs- und Beratungshaus BARC, die "Computerwoche" sowie das von ihm gegründete Portal und Magazin für Finanzvorstände CFOWORLD. Seine Themenschwerpunkte sind: Business Intelligence, Data Warehousing, Datenmanagement, Big Data, Advanced Analytics und BI Organisation.

Jonathan Schwartz, Scott Mc Nealy und Jim Demetriades (von Links): "Produktlinien überschneiden sich kaum".

Seebeyond mit Firmensitz in Monrovia, Kalifornien, ist seit 15 Jahren im Integrationsgeschäft zu Hause und bietet mit der Suite "Integrated Composite Application Network" (Ican) ein umfangreiches Integrations-Framework. Über dieses sollen sich Geschäftsprozesse und Composite Applications ebenso entwickeln, ausführen und verwalten lassen, wie Technik für die System-, Anwendungs- und Datenintegration bereitsteht. Ican wurde 2003 neu entwickelt und verfügt über einen Integrations-Server, der laut Hersteller mit der Java 2 Enterprise Edition (J2EE) konform ist, gängige Java-Applikations-Server unterstützt und für die Entwicklung Netbeans verwendet. Eine durchgängige Infrastruktur für alle Ican-Komponenten, ein einheitliches Modell für Geschäftsobjekte sowie Transformationsdienste gelten als weitere Stärken. Allerdings sind manche Kunden bisher nicht auf die neue Produktplattform

umgestiegen. "Wir haben noch kein Projekt mit Ican 5.0 gemacht, da Kunden bisher den Vorläufer 'Business Integration Suite 4.5.3' einsetzen und jetzt erst wechseln wollen", schildert Hans-Dieter Gatzka, Abteilungsleiter ITS Enterprise Application Solutions beim Seebeyond-Partner Softlab in München. Das Beratungshaus betreut drei Seebeyond-Kunden in Deutschland, darunter die Hypovereinsbank. Sun sei bisher in Projekten nur als Hardwareanbieter aufgetreten.

Seebeyond, das laut eigener Auskunft rund 2000 Kunden hat, muss sich im Markt vor allem gegen Konkurrenten wie IBM, Bea Systems, Tibco oder Webmethods wehren und schrieb zuletzt rote Zahlen. So stieg zwar im letzten Quartal (Ende: 31.März) der Umsatz um acht Prozent gegenüber dem Vergleichzeitraum des Vorjahres auf 37,3 Millionen Dollar. Doch blieben unter dem Strich Nettoverluste von 2,6 Millionen Dollar. Im letzten Jahr erwirtschaftete der Hersteller einen Umsatz von 164 Millionen Dollar mit einem Plus von vier Millionen Dollar - der erste Gewinn nach sechs erfolglosen Jahren. Angesichts dieser Zahlen geht es bei der Übernahme nicht um den Kauf von Marktanteilen, sondern um Technik, die Sun den Einstieg in das SOA-Geschäft ermöglichen soll.

Bei der Ankündigung auf der Entwicklermesse Javaone in San Francicso sagte Scott McNealy, Chief Executive Officer von Sun, dass die Ican-Suite als "Java System Integration Suite" das sechste Softwarepaket innerhalb des Enterprise Java Systems bilden werde. Man habe seit längerem nach einem passenden Übernahmekandidaten gesucht, um im milliardenschweren Markt für Business-Software Fuß zu fassen. Ican soll nun das Herzstück von Suns künftiger SOA-Produktstrategie bilden. Auch sieht das Management keine Integrationsprobleme sowie "nur geringe funktionale Überschneidungen" zwischen den Produktlinien. Dies kann Softlab-Manager Gatzka aus der Praxis bestätigen. Lediglich bei Portalsoftware hätten beide Hersteller ein Angebot. Bezüglich der Integrationsschichten sei die Seebeyond-Technik hingegen deutlich weiter entwickelt als die von Sun. Zudem kooperieren beide Unternehmen seit Oktober 2004 bei der Produktintegration und im Vertrieb und betreuen

gemeinsame Kunden. In Deutschland ist dies in erster Linie BMW.