DFB goes IT

Heute Vereinswechsel, morgen Fußball spielen

07.06.2010
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Kommentar: IT mit Gips am Bein

CW-Redakteurin Karin Quack
CW-Redakteurin Karin Quack

Manche nennen ihn "Fußball-Mafia", andere einen "Schnarchverein". Der Deutsche Fußballbund hat weder bei den Fans noch bei Unbeteiligten einen guten Ruf: Zu viele alte Männer, zu hierarchische Strukturen, zu wenig Innovationskraft. Hinsichtlich der Informationstechnik hängt der DFB dem Stand der Technik häufig um Jahre hinterher. In vielen der 26.000 deutschen Fußballvereinen wird noch mit Papier, Bleistift und Telefon gespeichert beziehungsweise kommuniziert; Computer mit Internet-Anschluss sind keineswegs gang und gäbe. Anwendungen wie der "elektronische Spielbericht", die in deutschen Großunternehmen nur ein Achselzucken oder müdes Grinsen hervorrufen, werden als revolutionäre Errungenschaft gefeiert.

Und das nicht einmal zu Unrecht. Denn die Struktur des DFB erschwert die Einführung flächendeckender Anwendungen immens. Nach außen erscheint sie klar gegliedert und zentral gesteuert. Im Innern gibt es jedoch die auch aus den Unternehmen bekannten "Fürstentümer". Die fünf Regionalverbände sind wiederum in 21 Landesverbände aufgespalten. Und jeder dieser Verbände darf selbständig entscheiden, ob er eine Applikation nutzen will oder nicht.

Das ist auch für die DFB Medien keine einfache Situation. Der 2002 gegründete IT-Dienstleister des Deutschen Fußballbunds stellt das DFBnet und die darauf basierenden Anwendungsmodule im SaaS-Modus zur Verfügung. Als hundertprozentiger Tochterbetrieb des DFB muss er zwar keine externe Konkurrenz fürchten, aber er riskiert trotzdem, dass er keine Abnehmer findet. Die Alternative heißt dann eben: Papier, Bleistift etc.

Übertragen auf ein Unternehmen sieht das in etwa so aus: Marketing und Vertrieb nutzten die Finanzsoftware von SAP, Entwicklung und Produktion schicken hingegen Faxe mit den aktuellen Zahlen an die Fibu-Abteilung. Dieses Beispiel mag hinken. Aber Tatsache ist: Die IT des DFB muss auf Krücken gehen. Karin Quack