DFB goes IT

Heute Vereinswechsel, morgen Fußball spielen

07.06.2010
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Eine massive Änderung

Walter Desch, Fußballverband Rheinland
Walter Desch, Fußballverband Rheinland

Wenn der Spieler einen Betrug im Sinn hat, hilft Pass-Online auch nicht, räumt Walter Desch, Präsident des Fußballverband Rheinland, ein. Das hindere seinen Verband aber keineswegs, die Lösung ebenfalls zur neuen Spielzeit ausrollen zu wollen. Denn auch er sehe die Vorteile der Lösung. Allerdings sei diese Entscheidung nicht so einfach gefallen: "Das ist eine massive Änderung, die der Zustimmung des Verbandstages bedurft hat." Diese Änderung betrifft vor allem die Verantwortung für die Richtigkeit der Daten. Sie wird aus den Verbänden in die Vereine übertragen. Das ist selbstverständlich sinnvoll, denn die Vereine kennen den jeweiligen Spieler besser als der Verband. Das heißt, sie können etwaige Schummeleien - beispielsweise hinsichtlich des Geburtsdatums - leichter entdecken. Aber gleichzeitig bedeutet es, dass die Verbände den Vereinen ein stärkeres Vertrauen entgegenbringen.

Bei internationalen Spielerwechseln nutzt die Anwendung übrigens wenig. Hierfür gibt es ein vorgelagertes Vefahren der FIFA. Aber diese Vorgänge sind deutlich in der Minderzahl.

Ein Problem der Prozesse

Das Interesse der Verbände an der Lösung sei groß, beteuert DFB-Medien-Geschäftsführer Kurt Gärtner. Allerdings sehe er noch nicht überall die organisatorischen Voraussetzungen dafür geschaffen: "Die Einführung ist ja kein Problem der Technik sondern der Prozesse." Hier muss offenbar in einigen Verbänden noch nachgearbeitet werden. Gärtner ist jedoch optimistisch: Spätestens im kommenden Jahr würden voraussichtlich alle Verbände auf den Wagen aufspringen.

Die Verbände, die sich für eine Nutzung entscheiden, haben ein Interesse daran, auch die Vereine dafür zu begeistern, denn sie müssen erst einmal für die Nutzungsgebühr gerade stehen. Aber offenbar herrscht kein Mangel an Interesse - vor allem dort nicht, wo man eventuell Zurückhaltung erwarten würde. Gerade in den ländlichen Vereinen gebe es große Online-Akzeptanz, berichtet Desch: "Dort hat man ja kaum andere Möglichkeiten."

Manche Vereine müssten aber auch zu ihrem Glück gezwungen werden. In Duisburg habe er vor Jahren die DFBnet-Spielplanung etwa 120 Staffelleitern nahe bringen wollen, von denen einige älter als 70 gewesen seien. Die hätten ihn damals "nach Strich und Faden" beschimpft, einige sogar mit Rücktritt gedroht. Ein Jahr später habe er wieder vor diesen Leuten gestanden - als plötzlich einer von ihnen aufgestanden sei und sich ausdrücklich für die Anschaffung von Computern und Internet-Anschlüssen bedankt habe. Mit den Worten: "Das ist Lebensqualität pur."