Google kann die Karriere killen

02.12.2005
Von Constantin Gillies

Mehr Durchblick dank Google-Alert

Für die meisten IT-Profis ist es natürlich zweckmäßig, im Web unsichtbar zu werden, schließlich kann die ausgedehnte Präsenz im Netz auch eine Empfehlung sein. Es geht vielmehr darum, mit den richtigen Einträgen zu erscheinen und Fettnäpfchen wegzuräumen, in die man irgendwann getreten ist. Für einen Überblick reicht es meist, den eigenen Namen in mehrere Suchmaschinen einzugeben (mit und ohne Anführungszeichen) sowie einen Google-Alert einzurichten. Dieser praktische und obendrein kostenlose Service schickt dem Nutzer automatisch eine Mail, sobald ein von ihm definierter Suchbegriff neu in den Ergebnislisten von Google auftaucht.

Sind die Minen geortet, geht es an die Entschärfung. Grundsätzlich besteht immer die Möglichkeit, das eigene Image im Netz auf die harte Tour zurechtzubiegen, das heißt: Alle unerwünschten Einträge löschen zu lassen. "Wenden Sie sich an den Betreiber der WebSeite, auf der Sie erwähnt sind", rät Google-Mann Keuchel, "nur der kann die Adresse aus dem Index entfernen lassen." Auch das Wayback-Archiv tilgt Einträge nur auf Bestreben des jeweiligen Homepage-Besitzers.

Weblog verbessert Image

Sten Franke, Ethority: Wer als Möchtegern-Zensor auftritt, provoziert unter Umständen weitere rufschädigende Web-Spuren."
Sten Franke, Ethority: Wer als Möchtegern-Zensor auftritt, provoziert unter Umständen weitere rufschädigende Web-Spuren."

Diese Methode dauert aber lange und ist nicht ohne Risiken. "Das kann eine Entrüstungswelle hervorrufen, die sich durch kritische Einträge in Weblogs immer höher türmt", warnt Sten Franke, Geschäftsführer bei der Hamburger Agentur Ethority. Seine Firma hilft Unternehmen dabei, ihren Online-Ruf zu verbessern. Frankes Erfahrungen gelten aber auch für Privatpersonen, die in ihrer jeweiligen Community bekannt sind: Wer als Möchtegern-Zensor auftritt, provoziert unter Umständen weitere, berufschädigende Web-Spuren.

Statt der Dampfhammer-Methode empfiehlt Franke deshalb, die Werkzeuge des Internets selbst in die Hand zu nehmen. Wer etwa einen Weblog eröffnet, signalisiere Dialogbereitschaft und Medienkompetenz. "Solche direkte Kommunikation stößt fast immer auf positive Resonanz." Angenehmer Nebeneffekt: Wird der eigene Weblog oft zitiert, rückt er auf der Google-Ergebnisseite nach oben und verdrängt unerwünschte Sites auf die hinteren Ränge.

Nur im Notfall Einträge löschen lassen und ansonsten selbst für positive Treffer sorgen - so sieht also das optimale Reputations-Management im Internet aus. Denn gegoogelt wird heutzutage früher oder später. Das musste auch Google-Chef Eric Schmidt erfahren. Reporter des Nachrichtendienstes Cnet hatten unlängst die Suchmaschine genutzt, um im Privatleben des CEO zu graben - mit Erfolg. Sie fanden nicht nur Details über Schmidts Vermögensverhältnisse, Hobbies und Wohnort heraus, sondern auch, dass der Big Boss schon einmal am "Burning Man" teilgenommen hat - einem freizügiges Hippiefestival, das jährlich in der Wüste von Nevada stattfindet. Der oberste Googler war nach dieser Dosis seiner eigenen Medizin so verstimmt, dass er genau das Falsche tat: Er verhängte gegen die Reporter eine einjährige Interviewsperre.