Unkalkulierbare Kosten

Generative AI - für Anbieter ein teurer Spaß

11.10.2023
Von 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.

IT-Anbieter hoffen auf sinkende Computing-Kosten

GitHub Copilot und andere KI-gestützte Assistenten werden wohl erst dann verlässlich profitabel sein, wenn die Kosten für Rechenoperationen signifikant sinken. Microsoft setzt erst einmal bei seinem nächsten KI-Software-Upgrade auf einen höheren Preis. Für die Basisversion von Microsoft 365 nimmt das Unternehmen von Geschäftskunden momentan rund zirka 12 Euro an monatlichen Gebühren je Anwender. Für die KI-fähige Version sollen zusätzlich knapp 30 Euro im Monat verlangt werden. Der Hersteller verspricht, dass Kunden enorme Vorteile haben, da sie automatisiert E-Mails verfassen, PowerPoint-Präsentationen erstellen oder Excel-Tabellen generieren können.

Auch Google, das für seine Workspace-Software einen ähnlichen KI-Assistenten herausbringt, will knapp 30 Euro pro Monat zusätzlich zu den regulären Abogebühren verlangen. Diese liegen in der Standardversion derzeit bei 11,50 Euro im Monat. Beide Anbieter kalkulieren offenbar, dass die pauschal zu zahlenden Zusatzgebühren ihre Kosten für den Betrieb der Technologie nicht nur decken, sondern dass auch etwas übrigbleibt.

GPT-4 ist zu mächtig, um nur Mails zusammenzufassen

die KI-Modelle benötigen viel Energie und belasten die Prozessoren weit stärker als Standardsoftware oder herkömmliche Cloud-Dienste. "Eine E-Mail mit dem GPT-4-Modell zusammenfassen zu lassen, ist, als würde man mit einem Lamborghini Pizzas ausliefern", unken die Redakteure des WSJ. Und das Technologieportal "The Information" zitiert Insider, denen zufolge Microsoft bereits weniger leistungsstarke und dafür billigere KI-Tools für seine Bing-Suche ausprobiert haben soll, darunter auch solche, die mit der Open-Source-KI-Software von Meta Platforms entwickelt wurden.

Der Videokonferenz-Spezialist Zoom kennt das Problem ebenfalls und hat dem WSJ zufolge eine kleinere, billigere Software für seinen KI-Assistenten entwickelt. Dieser basiert offenbar auf mehreren Modellen, darunter denen von OpenAI und Meta. Weil man teure KI vermeide, müsse man für das Tool, das Meetings zusammenfassen und Chat-Nachrichten schreiben kann, keinen Aufpreis verlangen, sagt Zoom-Managerin Smita Hashim. Sie fügt hinzu: "Wir sind ziemlich erstaunt und schockiert über die hohen Preise, die wir bei einigen Wettbewerbern sehen."

Adobe deckelt die Firefly-Nutzung

Anders als Microsoft und Google verwendet Adobe ein Credit-System, damit sein KI-Bildgenerator Firefly von Anfang an profitabel ist. Kunden erhalten ein monatliches Guthaben für die Nutzung. Ist es aufgebraucht, verlangsamt sich die Geschwindigkeit des Dienstes, so dass eine übermäßige Nutzung verhindert wird.

Im IT-Markt gehen die Anbieter generell davon aus, dass GenAI-Funktionen im Laufe der Zeit billiger werden. Dieser Effekt war auch bei vielen anderen Technologien zu beobachten, etwa bei Cloud-Speicher oder 3D-Animationen. Neue Chips und andere Innovationen dürften die Verarbeitungskosten senken. Doch angesichts der enormen KI-Blase, die sich an den weltweiten Börsen gebildet hat, besteht erst einmal das Risiko für Rückschläge, denn profitabel dürfte der Ausflug in die KI-Welt zu Beginn für die wenigsten Anbieter verlaufen. (hv)