Ethernet spart bei Standortkopplung

16.05.2002
Von Martin Seiler

Metro-Ethernet In den USA ist es schon seit einiger Zeit zu beobachten: Der LAN-Klassiker Ethernet verlässt die Grenzen der Unternehmensnetze und etabliert sich als alternatives Verfahren, um Unternehmensnetze im City- oder Regionalbereich über Glasfaser miteinander zu verbinden. Auch hierzulande gibt es bereits einige Anbieter, die auf die im Vergleich zu klassischen Techniken günstigere und einfachere Technik setzen. Die Kostenvorteile reichen sie direkt an ihre Kunden weiter, die so schnellere Verbindungen für weniger Geld bekommen.

Completel-Manager Ernst erläutert: „Für die Unternehmen erscheint das lokale Netz des zweiten Standorts, als sei es bloß in einem anderen Stockwerk - das erleichtert natürlich die Arbeit des Administrators.“ Ohne große Probleme können von einem LAN aus Dienste genutzt werden, die in einem anderen zur Verfügung gestellt werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich dabei um Anwendungen, Drucker oder Speicherplatz handelt. Anders als bei SDH oder anderen Verfahren ist die Weitverkehrsverbindung für den Anwender völlig transparent.

Damit die Daten während der Übertragung über den Glasfaser-Backbone des Providers auch sicher sind, werden die einzelnen Standorte der Unternehmen zu virtuellen LANs (V-LANs) zusammengeschaltet. Dieses standardisierte Verfahren hat sich seit Jahren bewährt, um physikalisch voneinander entfernte Rechner zu einem logischen lokalen Netz zusammenzuschließen. Ähnlich wie bei virtuellen privaten Netzen erfolgen die Übertragungen dabei über virtuelle Tunnel. Completel-Mann Ernst erklärt: „Durch den Einsatz von V-LAN-Strukturen wissen sämtliche LANs, die über unser Backbone laufen, nichts voneinander und können sich auch gegenseitig nicht sehen.“ Seinen Angaben zufolge lässt sich eine noch höhere Sicherheit erreichen, indem die Daten noch zusätzlich verschlüsselt werden.

Gegenwärtig definiert der Provider die Bandbreiten, die die Unternehmen benutzen. Verglichen mit SDH können Änderungen flexibler vorgenommen werden, wenn bestimmte Situationen das erfordern. Wie Completel-Mann Ernst erzählt, kann der Provider einem Kunden innerhalb eines Tages mehr Kapazität zuordnen. Während Completel momentan noch die Konfiguration übernimmt, hält Ernst es für wahrscheinlich, dass Unternehmen sich in absehbarer Zeit via Self-Provisioning auch selbst Bandbreiten so freischalten können, wie sie diese benötigen.

IEEE bessert Ethernet nach

Bislang hatte SDH gegenüber Ethernet die Nase vorn, was die Verfügbarkeit betrifft. Die Technik besitzt Selbstheilungsmechanismen, die bei einer Leitungsstörung innerhalb kürzester Zeit (laut Spezifikation weniger als 50 Millisekunden) eine alternative Verbindung herstellen. Das Institute of Electronical and Electrical Engineers (IEEE) arbeitet jedoch unter dem Codenamen „Darwin“ an einer Spezifikation für Resilient Packet Ring (RPR), die auf Vorschlägen von Nortel und Cisco beruht. Auch hier wird angestrebt, dass die Verbindung bei Leitungsproblemen innerhalb von 50 Millisekunden wieder hergestellt wird. Mit einem endgültigen Standard ist voraussichtlich Anfang des kommenden Jahres zu rechnen.