Ethernet erobert den Weitverkehrsbereich

16.04.2003
Von Martin Seiler

Auch auf Anwenderseite erkennen immer mehr Unternehmen die Vorteile, die ihnen Ethernet im MAN und WAN bietet. Zu ihnen gehören beispielsweise die Itellium Systems & Services GmbH, der IT-Dienstleister der Karstadt-Quelle AG, oder die RAG Informatik. Itellium hat ein Rechenzentrum von der Nebenstelle in Fürth in das Hauptrechenzentrum von Quelle in Nürnberg verlagert. Seit rund einem Jahr greifen die Mitarbeiter von der Außenstelle aus über eine redundant ausgelegte Ethernet-Verbindung mit 100 Mbit/s auf die Zentrale zu. Die Kopplung gestaltet sich nach Angaben von Peter Niedermeyer, der bei Itellium für die Beschaffung von Provider-Diensten zuständig ist, „problemlos“.

RAG Informatik nutzt seit November 2002 den Service „CT Metrolan“ des Providers Completel zwischen der RAG-Konzernzentrale in Essen, dem Rechenzentrum in Herne und dem RAG-Informatik-Standort in Gelsenkirchen. Wie Ralf Holzapfel, Leiter Produkt-Management im Bereich Access- und Communication-Services, erzählt, wurden davor jeweils zwei Standleitungen à 2 Mbit/s genutzt, deren Kapazität jedoch nicht mehr ausreichte. Die Suche nach Alternativen mit höherer Bandbreite führte zu mehreren Angeboten, wobei das von Completel „46 Prozent unter dem nächstgünstigeren“ gelegen und „entscheidende Vorteile“ mit sich gebracht habe.

Flaschenhälse entfallen

Zu einem Preis, der laut Holzapfel „etwa dem Niveau unserer vorherigen Standleitungslösung entspricht“, verfügt das Unternehmen nun über Anbindungen zwischen den drei Niederlassungen, die um ein Vielfaches schneller sind. Die berüchtigten Flaschenhälse zwischen den lokalen Netzen sind nicht mehr vorhanden, was weitere Annehmlichkeiten bedeutet. So benutzt RAG Informatik jetzt nur noch einen zentralen Internet-Zugang mit 10 Mbit/s am Standort Essen, auf den die Mitarbeiter in Herne und Gelsenkirchen über das bis zu 155 Mbit/s schnelle Ethernet-WAN zugreifen. Davor war jede Niederlassung separat an das weltweite Datennetz angeschlossen.

Der Provider stellt vor Ort jeweils eine Ethernet-Schnittstelle zur Verfügung, wodurch sich „der Verbund der drei Standorte wie ein einziges lokales Netz gestaltet“, erklärt Holzapfel. Das wirkt sich wiederum positiv auf Administration und Netzplanung aus. So war es beispielsweise problemlos möglich, einen zentralen Mail-Server in Herne aufzustellen, was für die Verwaltung günstiger war. Außerdem nutzt die RAG-Tochter die Ethernet-Strecken zur Übertragung von VoIP-Traffic zwischen den Standorten. Dafür haben die Spezialisten virtuelle LANs definiert, ferner wird diesen Datenströmen über Quality-of-Service-(QoS-)Mechanismen eine höhere Priorität als anderen eingeräumt.