Eignet sich Peer-to-Peer für Unternehmen?

12.12.2001
Von 
Wolfgang Sommergut ist Betreiber der Online-Publikation WindowsPro.

Nachdem Notes spätestens seit der Übernahme durch die IBM dem Stadium des Groupware-Tools für Abteilungen entwuchs, übernahmen die ersten spontan entstandenen Intranets für Arbeitsgruppen die Aufgabe der Informationsverteilung. Da aber auch Intranets in den meisten Firmen mittlerweile einer zentralen Politik unterliegen, versuchen Anbieter von neuen P-to-P-Tools, in diese Lücke zu stoßen. Dabei überrascht es nicht, dass der Notes-Erfinder Ray Ozzie mit seiner neuen Company Groove Networks hier seine Chance sieht.

Die gleichnamige Software bietet die typischen Funktionen, die sich Teams für die spontane, projektbezogene Kooperation häufig wünschen. Interessanterweise stimmen diese weitgehend mit jenen überein, die private Surfer aus dem Internet kennen: Austausch von Dateien (etwa "Morpheus" oder "Napster"), Chat (AOLs "AIM" oder Microsofts "MSN Messenger") oder gar Spiele. Hinzu kommen noch ein Gruppenkalender, eine einfache Adressliste, Diskussionsforen, ein Editor für Aufzählungen (etwa für Stichpunkte), Telefonie sowie eine Tafel zum Zeichnen von Skizzen. Groove funktioniert innerhalb des Firmennetzes als reine P-to-P-Lösung und benötigt keinen Server.

Soll sich hingegen die Kommunikation über Firewalls hinweg erstrecken, dann bedarf die Software zentraler Services zum Auffinden aktiver User und zur Übermittlung von Daten an alle Rechner einer Gruppe. Auch in Bezug auf die Datenhaltung verfolgt Groove einen durchgängig dezentralen Ansatz und repliziert sämtliche Daten an alle Mitglieder eines virtuellen Arbeitsraumes, von der Firma "Space" genannt. Im Gegensatz zu privaten Tools für den Tausch von Musikstücken verschlüsselt Groove dabei grundsätzlich alle Informationen.

File-Sharing statt File-Server?

Gerade diese ausgefeilte Kommunikationstechnik könnte Projektgruppen oder Fachabteilungen vom Nutzen solcher Software überzeugen, auch wenn sie keine prinzipiell neuen Funktionen bietet. Die typische Aufgabe einer P-to-P-Software, das Verteilen von Informationen, könnte zwar notfalls auch ein freigegebenes Windows-Verzeichnis leisten. Dessen Benutzung inklusive Rechteverwaltung ist aber komplizierter und funktioniert nicht über Firewalls hinweg. Außerdem sehen derartige Datengräber keine gemeinsame Bearbeitung von Dateien vor. Bei P-to-P-Lösungen wie Groove öffnet jeder seine eigene Kopie eines Dokuments, die Änderungen werden nach dem Speichern an alle Beteiligten repliziert. Dabei ist die Software schlau genug, Replikationskonflikte zu erkennen und in diesem Fall mehrere Versionen einer Datei vorzuhalten. Weitergehende Ansprüche wie jene nach Check-in und Check-out oder Sperren geöffneter Dokumente kann das Tool indes nicht erfüllen.

Selbstbestimmung von Teams