DSAG: "Fachbereiche kennen ESA nicht"

11.09.2006

CW: Dieses partnerschaftliche Modell rund um Enterprise SOA bedeutet, dass SAP den Partnern ein größeres Stück vom Kuchen abgeben muss?

WAHLERS: Das bedeutet sicher mehr Konkurrenz für die SAP-Produkte auf der eigenen Plattform.

CW: Die Vergangenheit hat aber immer wieder das Gegenteil bewiesen. Da fehlt mir der Glaube.

WAHLERS: Das möchte die DSAG mit SAP diskutieren und einfordern. Die SAP muss sich in diese Richtung entwickeln, um ihren Anspruch als Plattformführer zu rechtfertigen.

CW: Wie machen sich neue Themen wie On-Demand und Enterprise SOA in der Lizenzpolitik SAPs bemerkbar?

WAHLERS: Die Zykluszeiten der neuen Preislisten sind sicher zu diskutieren. SAP hat erst im August eine neue Preisliste herausgebracht, also kurz bevor wir über neue Plattformen sprechen. Ob sich in diesem Zusammenhang erneut Anpassungen ergeben werden, bleibt abzuwarten.

CW: Was hat sich in der Preisliste geändert?

WAHLERS: Die Mysap Business Suite als Ganzes gibt es nur noch für die Bestandskunden. Das neue Kernsystem ist Mysap ERP 2005. Dazu sind branchenspezifische Prozesspakete erhältlich.

CW: Welche Folgen hat das für die Anwender?

WAHLERS: Anwender werden flexibler. Sie müssen nicht mehr die gesamte Suite oder extra ein komplettes CRM dazukaufen, sondern je nach Branche das notwendige Prozesspaket. Allerdings hat SAP generisch die Prozesse festgelegt. Hier ist sicher noch zu prüfen, ob diese auch so geschnitten sind, wie es die jeweilige Branche benötigt. Das ist alles noch relativ neu - es gibt noch keine Erfahrungen.

CW: Lässt sich absehen, ob in der neuen Stückelung Preiserhöhungen versteckt sind?

WAHLERS: Was jetzt kommt, ist ein noch stärker nutzungsabhängiges Preismodell. Wir können momentan nicht abschätzen, ob es preiswerter oder teurer für die Kunden wird. Das bleibt vorerst ein großes Fragezeichen. Allerdings geht es bei nutzungsabhängigen Lizenzmetriken mit den Preisen in der Regel nur nach oben und leider nicht nach unten.

CW: Das heißt, man kann User dazunehmen, aber keine abbauen?

WAHLERS: Ja.

CW: Verabschiedet sich SAP damit von der bisherigen Metrik?

WAHLERS: Das Grundmodell der Lizenzmetriken basiert immer noch auf Named Usern beziehungsweise SAP-Application-definierten Nutzern, wie sie jetzt heißen. Dazu kommen die Prozesspakete. Dabei werden beispielsweise die Zahl der Bestellungen oder der Serviceaufträge verrechnet.

CW: Wie kompliziert ist das?

WAHLERS: Es soll einfacher sein. Aber dazu gibt es noch keine Erfahrungen. Wir würden uns aber folgendes wünschen: Wenn SAP nutzungsabhängig abrechnet, dann dürften die Anwender nicht nur mit Erhöhungen konfrontiert werden, sondern es muss auch nach unten flexibel sein. Es darf nicht sein, dass die Kunden mehr für ihre Software zahlen, wenn das Auftragsvolumen steigt, aber nicht weniger, wenn es sinkt.

CW: Das ganze System müsste man also in zwei Richtungen atmen lassen?

WAHLERS: Genau, so muss das sein. Das wäre nur konsequent.