Voll retro

Diese DOS-Spiele haben uns begeistert

27.04.2024
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Wen interessierte schon die Bildschirmauflösung? Wer sich in den guten alten MS-DOS-Zeiten säbelschwingend durch Paläste kämpfte oder in Lichtgeschwindigkeit durch den Weltraum raste, hatte dafür keine Zeit.
Das waren noch Zeiten - das Betriebssystem MS DOS 6.22 passte auf drei Floppy Disks mit jeweils 1,44 Megabyte.
Das waren noch Zeiten - das Betriebssystem MS DOS 6.22 passte auf drei Floppy Disks mit jeweils 1,44 Megabyte.
Foto: Jirik V - shutterstock.com

Die Optik pixelig, der Ablauf ruckelig, die Abstürze häufig - und an 3D hat wirklich noch niemand gedacht. Trotz aller Einschränkungen hielten sie uns nächtelang wach, die ersten DOS-Spiele. Wenn man endlich die config.sys und autoexec.bat richtig eingestellt, seine Soundblaster-Konfiguration hinbekommen und genügend Speicher - jedes Kilobyte (!) war wertvoll - freigeschaufelt hatte, konnte es losgehen.

Auf den Rechenboliden, mit denen wir heute arbeiten, laufen die DOS-Klassiker nicht mehr. Das liegt nicht nur daran, dass mit der Floppy-Disk ein elementar wichtiges Speichermedium mit sage und schreibe 1,44 Megabyte fehlt. Doch es gibt Mittel und Wege, die Nostalgiker zu neuem Leben zu erwecken. Das gemeinnützige Projekt Internet Archive in San Francisco hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Perlen aus der Software-Steinzeit zu hüten und zu bewahren.

Hier finden Sie heute die Klassiker von damals:

Wer die Spiele seiner Jugendzeiten zocken möchte, kann das in einem Browser-basierten Emulator tun. Tauchen Sie ein in die Welt von Larry, Loom und Lemmings. Hier ein kleiner Überblick über die Favoriten von damals:

Lemmings

Grüne Haare, blaues Kleidchen und alle ein bisschen doof - vielleicht hatte ich die Lemminge deshalb so gern. Wenn die putzigen Kerlchen ins Spielfeld purzelten, blindlings losliefen und man blitzschnell überlegen musste, wie man möglichst viele von ihnen heile zum Ausgang bugsiert, schlug der Puls jedes Mal höher. Jeder Lemming, den ich in eine Zeitbombe verwandeln musste, damit er mit seinem Dahinscheiden ein Loch in Decke oder Wand sprengte, um seinen Freunden den Weg zu bahnen, tat mir leid.

Lemmings
Lemmings
Foto: Psygnosis
Lemmings
Lemmings
Foto: Psygnosis

The Incredible Machine (TIM)

Da gehört das Zahnrad hin - oder doch das Förderband? Es war immer ein Triumphgefühl, wenn es endlich gelang, alle verfügbaren Teile so zu einer Maschine zusammenzusetzen, dass sie das tat, was sie tun sollte. Das Arsenal war unerschöpflich - Kanonen, Luftballons, Abflussrohre bis hin zum Küchenmixer und der Miezekatze - genauso wie der Spaß, den wir mit dem Game hatten.

The Incredible Machine
The Incredible Machine
Foto: Sierra Entertainment
The Incredible Machine
The Incredible Machine
Foto: Sierra_Entertainment

Epic Pinball

Unter den zahllosen Flippern der DOS-Ära war Epic Pinball mein Favorit. Schon die ersten Tische "Android", "Pot of Gold", "Excalibur" oder "Deep Sea" brachten jede Menge Flipper-Spaß. Doch "Enigma" mit seinen knallig farbigen und flirrenden Hintergründen, fast ohne Tischkonturen, trieb mich regelmäßig in den Wahnsinn, wenn mich das Fingerspitzengefühl verließ, ich meine letzte Kugel zu heftig zurück ins Spiel drosch und diese wieder einmal auf der Flipper-Mine landete. Game over hieß es dann, doch für echte Zocker traf das noch lange nicht zu.

Epic Pinball
Epic Pinball
Foto: Epic MegaGames
Epic Pinball
Epic Pinball
Foto: MegaGames

X-Wing

"Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis": Wer in der 70er und 80er Jahren Star Wars verfallen war, für den war das 1994 herausgekommene X-Wing natürlich ein Muss. Im X-Flügler der Rebellenallianz selbst die TIE-Jäger des Imperiums ins Visier zu nehmen - das war ein Riesen-Abenteuer. Dabei war die Aufgabe durchaus komplex. Es gab unterschiedlichste Missionen, Spielpunkte mussten gesammelt werden, um Orden und Beförderungen zu ergattern. Letztere hat man besser in einer manuell angelegten Sicherungskopie gespeichert - denn sonst musste man wieder von vorne anfangen, wenn einen die Macht im Stich gelassen und der Imperiums-Pilot gut gezielt hatte. Der quäkende Computersound der Star-Wars-Musikmotive ist heute auf jeden Fall ein Lacher.

X-Wing
X-Wing
Foto: LucasArts Entertainment
X-Wing
X-Wing
Foto: LucasArts Entertainment

Prince of Persia

60 Minuten, dann stirbt die Prinzessin, die der böse, machtgierige Wesir Jaffar in seine Gewalt gebracht hat. Das waren die längsten 60 Minuten meines früheren Zocker-Lebens. Prince of Persia war im Grunde das erste Echtzeitspiel. Zwischendrin anzuhalten, den Spielstand abzuspeichern oder einfach mal die Hände auszuschütteln - das war nicht. Wer sich darauf einließ, musste eine Stunde Fallen überwinden und im Schwertkampf Jaffars Palastwachen ausschalten. Schließlich ging es um eine Prinzessin. War sie endlich gerettet, wurde man selbst zum Prince of Persia.

Prince of Persia
Prince of Persia
Foto: Broderbund Software
Prince of Persia
Prince of Persia
Foto: Broderbund Software

Die Siedler

1994 kamen "Die Siedler" für DOS heraus. Ein Spiel mit Suchtcharakter. Stundenlang konnte man tüfteln. Wo soll die nächste Siedlung hin? Was brauche ich an Rohstoffen? Reichen die Soldaten aus, um die eigene Burg zu verteidigen? Es war jedes Mal zum Haare raufen, wenn die Strategie bis ins letzte Detail ausgefeilt schien und dann doch die Träger ausgingen und Steine nicht mehr abtransportiert werden konnten.

Die Siedler
Die Siedler
Foto: Blue Byte Software
Die Siedler
Die Siedler
Foto: Blue Byte Software

Donkey Kong

Kein Zweifel, der rosa Gorilla war Kult. Donkey Kong gilt als Mutter aller Jump'n-Run-Games. Früher war dieses Spiel genau das richtige, um zwischendrin kurz abzuschalten. Auch wenn Donkey Kong höhnisch grinste und den Spieler mit Stahlträgern bewarf, irgendwie fand er doch den Weg über die Leitern, um Pauline aus den Fängen des Ungetüms zu befreien.

Donkey Kong
Donkey Kong
Foto: Atari
Donkey Kong
Donkey Kong
Foto: Atari