Die zukünftige Rolle der Workstation

23.01.2003
Von 
Kriemhilde Klippstätter ist freie Autorin und Coach (SE) in München.

An diesem Punkt setzt SGI mit der Vision vom „Visual Area Network“ (VAN) an. Dahinter verbirgt sich die Idee, Daten ressortübergreifend auf einem zentralen Rechner zu organisieren. Entfernt agierende oder mobile Anwender erhalten Zugriff auf dessen Rechenleistung und können mit Kollegen weltweit zusammenarbeiten - und das notfalls vom simplen Notebook aus. Seit dem letzten Jahr ist dazu die Software „Open GL Vizserver 3.0“ am Markt. Ähnlich wie beim Citrix-Metaframe-Konzept läuft die Berechnung der Modelle auf dem Server - die Daten müssen also nicht transferiert werden - , und die Workstation wird zum grafischen Thin Client, die über keine großartige Rechenpower mehr verfügen muss.

Als zentraler Server für das technische Computing dienen die modular aufgebauten Rechnersysteme „Origin“. Die neuen Modelle verfügen über bis zu 512 Prozessoren, 1 TB Memory und bis zu 16 Grafik-Pipes. Mit den entsprechenden Modulen bestückt, kombiniert das Gerät die Fähigkeiten von Supercomputer, Highend-Visualisierungssystem, CAD-Workstation und Speicherlösung in einem Single-System-Image-Gerät. SGI will die Anzahl der Grafik-Pipes Zug um Zug auf 64 erweitern. Mit Hilfe von „Compositoren“ lassen sich mehrere Pipes zusammenzuschließen.

Damit ist es möglich, auf einem System die Berechnung (CAE) und Darstellung (CAD) von Konstruktionsanwendungen ablaufen zu lassen, es aber auch als VR-Studio einzusetzen. VR-Systeme dienen dazu, Neukonstruktionen möglichst naturgetreu im Maßstab eins zu eins darzustellen und teure Holzmodelle zu ersetzen. Bei der Präsentation von zukünftigen Fahrzeugmodellen lassen sich Änderungen gleich ausprobieren. Geplante Bohrinseln können virtuell begangen, Schiffsbäuche untersucht werden. Ablaufen könnte beispielsweise das von IBM und Dassault entwickelte Softwarepaket „Catia Version 5 Release 10“, das „Multipipe-fähig“ ist und über VR-Qualitäten verfügt.

VAN auch für kleinere Unternehmen

SGI-Manager Harry Dumke glaubt, ein skalierbares Universalsystem könne sich auch für kleinere und mittelgroße Ingenieursbüros rechnen, wenn neben der Konstruktion als Dienstleistung auch die Berechnung angeboten werde. Voraussetzung ist allerdings, dass der Preis für das System nicht höher liegt als die Summe der sonst benötigten Einzelkomponenten. SGI überlegt deshalb, für das Grafiksystem auch kostengünstigere Versionen auf Basis von Intel-Prozessoren unter Linux anzubieten, statt nur auf die hauseigenen Risc-Systeme mit Mips-Prozessoren und das Unix-Derivat Irix zu setzen. Die Architektur des Rechnermoduls basiert aber in jedem Fall auf Mips und Irix.