VoIP-Trends

Die Zeichen stehen auf Integration

08.11.2011
Von 
Bernd Reder ist freier Journalist und Autor mit den Schwerpunkten Technologien, Netzwerke und IT in München.

VoIP-Anlage vom Provider - oder aus der Cloud

Anwender gehen dazu über, die Betreuung der Anlagen einem Dienstleister zu übertragen.
Anwender gehen dazu über, die Betreuung der Anlagen einem Dienstleister zu übertragen.
Foto: Accenture/F.A.Z. Institut

Die Idee, die TK-Anlage aus dem Unternehmen zu "verbannen" und stattdessen bei einem Service-Provider eine virtualisierte Anlage zu buchen (IP-Centrex, Hosted IP-Anlage), ist nicht neu. Bereits seit den 60er Jahren bieten amerikanische Telekommunikationsfirmen solche Dienste in den USA an. Dieses Konzept wird nun auch in Europa und Asien immer populärer. Laut Infonetics steigt der Umsatz mit gehosteten VoIP- sowie IP-Centrex-Services 2011 weltweit um 22 Prozent. In Deutschland zeigen sich die Anwender allerdings noch zögerlich: Laut einer Untersuchung von Nfon, einem Anbieter von virtualisierten TK-Anlagen, nutzten 2010 nur 1,5 Prozent der Unternehmen IP-Centrex- oder Hosted-PBX-Angebote. In den USA sind es 25 Prozent der Firmen.

Es ist jedoch davon auszugehen, dass IP-Centrex-Dienste, wie etwa die von Nfon, QSC und der Telekom, in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen. Vor allem für Unternehmen, die über viele Standorte verfügen und deren IT- und Telekommunikationsinfrastruktur sich häufig ändert, sind solche Services von Vorteil: Hard- und Software werden vom Betreiber vorgehalten; dieser ist zudem für die Konfiguration der Dienste zuständig. Ein weiterer Pluspunkt: Die Kosten lassen sich exakt abschätzen. Nachteile sind die Abhängigkeit von einem Provider und von einer hoch verfügbaren Breitband-Verbindung. Sollte diese ausfallen, ist auch das Telefon "tot".

Allerdings gehen die meisten Fachleute davon aus, dass die Mehrzahl der Unternehmen eine stufenweise Auslagerung ihrer (VoIP-)TK-Anlagen forciert: Zunächst wird die Betreuung der Inhouse-Anlage einem Dienstleister übergeben, Stichwort Managed Service. Bewährt sich dieses Konzept, übernimmt der Service-Provider auch das Hosting der SIP-Trunks. Anwender, die auf Nummer sicher gehen wollen, können als Backup einige ISDN-Anschlüsse beibehalten.

Anwender sind skeptisch

Trotz der Vorteile, etwa transparenten Kosten und dem Zugang zu einer TK-Anlage mit einem großen Funktionsumfang, werden VoIP-TK-Anlagen, die der Anwender im eigenen Haus installiert, nicht so schnell von der Bildfläche verschwinden. Ein Grund dafür ist die Skepsis, mit der speziell deutsche Unternehmen dem Thema "Cloud Computing" begegnen. Laut einer Studie der Beratungsgesellschaft Deloitte vom Mai 2011 fürchten 44 Prozent der mittelständischen Firmen in Deutschland, dass sie die Hoheit über ihre Daten verlieren, wenn sie Cloud-Services nutzen. An die 34 Prozent haben Bedenken in Bezug auf die Datensicherheit. Vorbehalte dieser Art betreffen nicht nur Cloud-Dienste wie Office- und Datenbankanwendungen, sondern auch das Outsourcing von TK-Services.

Hinzu kommt, dass virtualisierte TK-Anlagen dem Anwender weniger Freiheitsgrade einräumen: Er kann die Anlage nicht nach Belieben konfigurieren. Zudem ist er auf den Funktionsumfang angewiesen, den der Provider bereitstellt. Angesichts des Drucks, die IT- und Telekommunikationskosten zu senken, wird das Thema "Auslagerung der TK-Infrastruktur" dennoch an Bedeutung gewinnen.