Top 100 - Unified Collaboration & Enterprise Social Software

Die Vielfalt wird größer

01.10.2014
Von 
Bernd Reder ist freier Journalist und Autor mit den Schwerpunkten Technologien, Netzwerke und IT in München.
Schnell, effizient, sicher und kostengünstig soll die Kommunikation zwischen Firmenmitarbeitern ablaufen, und möglichst auch der Informationsaustausch zwischen Mitarbeitern und Kunden oder Geschäftspartnern. Das hört sich ganz nach eierlegender Wollmilchsau an.

Viele IT-Verantwortliche, die mit der Auswahl entsprechender Lösungen betraut sind, werden diese Anforderungen seitens der Fachbereiche und Geschäftsführung auch so interpretieren. Hinzu kommen zwei weitere Faktoren, welche die Suche nach der passenden Collaboration-Lösung erschweren: Es gab noch nie so viele Techniken und Produkte, die eine Integration unterschiedlicher Kommunikationskanäle ermöglichen, von Voice over IP und E-Mail über Mobilkommunikation, Videoconferencing, und Social-Media-Kanäle bis hin zu gemeinsam genutzten Desktops (Desktop Sharing).

Divergenz zwischen alten und jungen Mitarbeitern

Der zweite Punkt ist die Altersstruktur der Belegschaft. Ältere Mitarbeiter bevorzugen klassische Kommunikationsmittel wie Telefon und E-Mail, bestenfalls noch Videokonferenzen und elektronische „Whiteboards“ für das gemeinsame Bearbeiten von Dokumenten. Diese Lösungen können in Form einer UCC-Lösung oder traditioneller Enterprise-Collaboration-Systeme wie Microsoft Sharepoint, IBM Communications, Unify Openscape oder Lösungen von Avaya bereitgestellt werden.

Jüngere Kollegen wünschen sich dagegen Social-Collaboration-Werkzeuge für den Unternehmenseinsatz, etwa Microsoft Yammer, Salesforce Chatter, Jive oder SAP Jam. Nach Angaben des deutschen Beratungshauses Crisp Research dominieren derzeit in Deutschland IBM, Jive und Microsoft den Markt für diese Software. Allerdings, so die Marktforscher, haben auch kleinere Anbieter Chancen, beispielsweise Huddle oder United Planet. Eine vergleichbare Entwicklung zeichnet sich in Asien ab, speziell in Firmen in Indien, China und Korea. Dort liegt das Durchschnittsalter in vielen Hightech-Unternehmen wie etwa Tata (Indien) unter 30 Jahren.

Dementsprechend setzen Firmen aus diesen Regionen verstärkt auf Kommunikations- und Collaboration-Tools aus der Social-Media-Szenerie. Teilweise werden diese Lösungen um Belohnungselemente wie etwa Auszeichnungen erweitert. Sie sollen Mitarbeiter zum Teilen von Know-how mit Kollegen über Social-Media-Kanäle animieren.

Kategorien von Enterprise-Collaboration-Produkten

Produkte für die unternehmensweite Zusammenarbeit von Beschäftigten und von Mitarbeitern unterschiedlicher Unternehmen und Einrichtungen lassen sich grob in drei Kategorien unterteilen:

Darunter fallen Audio-, Video- und Web-Konferenzlösungen (Hard- und Software) sowie Document-Sharing-Produkte für das gemeinsame Bearbeiten von Dokumenten. Hinzu kommen Lösungen für Unified Communications and Collaboration (UCC). Zu den bekanntesten Anbietern zählen Avaya, Cisco Systems, IBM (IBM Connections), Google, Microsoft, Oracle, Polycom, Salesforce.com sowie Unify Communications.
Sie werden vorzugsweise als Cloud- Dienst oder als Managed Service bereitgestellt. Anwender können etwa in Box.net, Dropbox, Huddle, Sugarsync oder Wuala Dokumente online speichern, austauschen und gemeinsam bearbeiten. Viele Anbieter hatten ihre Angebote ursprünglich auf Privatkunden zugeschnitten, drängen jetzt jedoch in das lukrativere Marktsegment der Firmenkunden.
Zu dieser Kategorie zählen unter anderem Jive, Microsoft Yammer, Salesforce Chatter oder VMware Socialcast. Mit solchen Produkten lassen sich beispielsweise unternehmensinterne soziale Netzwerke aufbauen. Mittlerweile haben fast alle etablierten Anbieter von Collaboration-Lösungen, darunter Cisco, IBM, Avaya, Unify und Polycom, ihre Produkte um Social-Media-Elemente erweitert. Dies dürfte letztlich zu einer Konsolidierung des Markts führen, zu Lasten kleinerer Anbieter von Social-Media-basierten Collaboration-Lösungen.

Wachstumsmarkt Enterprise-Social-Software

Die Marktforschungsgesellschaft Markets and Markets geht davon aus, dass der weltweite Umsatz mit Enterprise-Social-Software (ESS) von 4,77 Milliarden Dollar im Jahr 2014 bis 2019 auf 8,14 Milliarden steigen wird. Das entspricht einem jährlichen Zuwachs von 11,3 Prozent. Auch für die Beratungsgesellschaft Experton Group bildet das Social Business for Communication & Collaboration (SB4CC) eines der wachstumsstärksten Segmente im deutschen ICT-Markt. Experton fasst unter diesem Begriff professionelle Lösungen für die Kommunikation und Zusammenarbeit zusammen, die sich Funktionsweisen sozialer Netzwerke zu eigen machen. Vorbilder sind beispielsweise Blogs, Wikis, Activity Streams, Collaborative Writing und File Sharing. SB4CC sei somit eine Fortentwicklung von UCC.

Nach Einschätzung von Experton entfallen 2016 rund 25 Prozent der Ausgaben im Bereich UCC auf solche SB4CC-Produkte. Im Jahr 2014 wird der deutsche Markt für Social Software und Services im B2B-Umfeld den Beratern zufolge ein Volumen von ungefähr 850 Millionen Euro aufweisen. „Unter dem Strich ist bei SB4CC ein Wachstum von durchschnittlich über 50 Prozent pro Jahr zu erwarten“, prognostiziert ((oder „erwarten (…) bilanziert“, wenn er nur die Vergangenheit meint)) Frank Heuer, Senior Advisor der Experton Group.