Druck in der Chefetage

Die Unsicherheit im Management wächst

03.02.2022
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Mehr als die Hälfte aller Führungskräfte in Deutschland trifft Entscheidungen heute weniger sicher als vor der Pandemie. Das zeigt eine aktuelle Studie von Opinium im Auftrag von Treasure Data.
In Pandemiezeiten ist der Druck auf die Führungskräfte gestiegen - gleichzeitig auch die Angst, falsche Entscheidungen zu treffen.
In Pandemiezeiten ist der Druck auf die Führungskräfte gestiegen - gleichzeitig auch die Angst, falsche Entscheidungen zu treffen.
Foto: Master1305 - shutterstock.com

Die Umfrage, für die 500 Führungskräfte in Deutschland befragt wurden, untersucht die Auswirkungen der Pandemie auf die Entscheidungen des Managements. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Führungskräfte im Durchschnitt fast die Hälfte ihrer Arbeitszeit mit geschäftskritischen Entscheidungen verbringen. Darüber hinaus geben 45 Prozent der Befragten an, dass die Entscheidungsfindung nun mehr Zeit in Anspruch nimmt als vor der Pandemie.

Die Studienergebnisse zeigen jedoch auch, dass die zusätzliche Zeit in der Mehrheit der Fälle nicht zu einer Steigerung der Effektivität geführt hat: Während 37 Prozent sagen, dass ihre Entscheidungen nun effektiver sind als vor der Pandemie, hat die überwiegende Mehrheit (57 Prozent) keinen Unterschied bemerkt. Ein kleiner Teil (sechs Prozent) glaubt sogar, dass ihre Entscheidungen jetzt weniger effektiv sind. "In diesen Pandemie-Zeiten mussten wichtige Entscheidungen oftmals in rasantem Tempo getroffen werden. Dadurch ist der Druck auf viele Führungskräfte gestiegen", beobachtet Andrew Stephenson, Director of Marketing EMEA bei Treasure Data.

Angst vor Fehlern ist groß

Obwohl fast alle (93 Prozent) Führungskräfte angeben, dass sie geschäftskritische Entscheidungen selbstbewusst oder sehr selbstbewusst treffen, zeigt die Studie auch, dass dieses Vertrauen im Laufe der Pandemie einen Dämpfer erlitten hat. Denn die Angst vor Fehlern ist groß: 45 Prozent machen sich Sorgen, falsche Entscheidungen zu treffen. Dies deutet darauf hin, dass die Entscheidungsfindung infolge der Pandemie mit mehr Schwierigkeiten verbunden ist als noch vor zwei Jahren. Und tatsächlich bestätigt die Hälfte aller Befragten, dass die Entscheidungsfindung nun komplizierter ist als je zuvor.

Damit steigt auch der Druck auf das Management: Fast die Hälfte der Befragten gibt zu, dass der Druck in Bezug auf die zu treffenden Entscheidungen zugenommen hat. Ein Drittel sagt zudem, dass sie schnell Entscheidungen treffen müssen, ohne Zeit zum Überlegen zu haben (34 Prozent). Ein weiterer Grund für das gesunkene Vertrauen ist unter anderem, dass nicht genügend Daten als Entscheidungsgrundlage zur Verfügung stehen (25Prozent). Auch führt Gegenwind oft zur Verunsicherung: 27 Prozent sind verunsichert, wenn Kollegen andere Ansichten vertreten. All diese Faktoren führen dazu, dass 38 Prozent der Befragten häufig die falschen Entscheidungen treffen.

Immerhin: Wichtigkeit des Dateneinsatzes erkannt

Noch vor den Meinungen von Kollegen sagen 49 Prozent der Umfrageteilnehmer, dass Daten bei der Entscheidungsfindung die wichtigste Rolle spielen. Drei von fünf (65 Prozent) Führungskräften sind der Meinung, dass qualitativ hochwertige Daten ihnen einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz verschaffen.

Die Auswirkungen der Pandemie haben diese Wertschätzung nochmals verstärkt: Für 65 Prozent hat die Pandemie die Bedeutung von Daten noch einmal besonders hervorgehoben. Interne Daten (85 Prozent), Kundendaten (84 Prozent) und Risiko-/Sicherheitsdaten (83 Prozent) werden als wichtigste Entscheidungsstützen angesehen. Dennoch erhebt nur etwa die Hälfte der Befragten tatsächlich hochwertige Daten in diesen Bereichen und verfügt auch über die Fähigkeiten, diese effektiv zu nutzen.

Aber: Luft nach oben bezüglich der Datennutzung

Es besteht also eine große Diskrepanz zwischen der Bedeutung, die den Daten zugeschrieben wird, und der Qualität ihrer Erhebung und Nutzung. 46 Prozent fühlen sich bei der Interpretation und Nutzung von Daten bei der Entscheidungsfindung nicht sicher, während 53 Prozent sagen, dass sie nicht über die richtigen Instrumente verfügen, um Daten zu interpretieren und damit fundierte Entscheidungen zu treffen.

Druck nimmt mit Unternehmensgröße zu

Darüber hinaus zeigt die Studie einen Zusammenhang zwischen Druck und Unternehmensgröße, wobei die Führungskräfte großer Unternehmen besonders unter Druck stehen: Zwei Drittel (65 %) der Führungskräfte mittlerer und großer Unternehmen geben an, dass sie seit Beginn der Pandemie mehr Druck verspüren, schnell die richtigen Entscheidungen zu treffen. Bei Klein- und Kleinstunternehmen sind es 55 Prozent. Und während nur etwa ein Drittel der Klein- und Kleinstunternehmen angeben, dass sie häufig falsche Entscheidungen treffen, liegt diese Zahl bei den mittleren und großen mit 42 Prozent deutlich höher.