Die IT fühlt sich für Prozesse verantwortlich

23.10.2002
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

BPR - die Zweite Als Michael Hammer und James Champy Anfang der 90er Jahre das Business Process Reengineering (BPR) ausriefen, horchten viele Manager auf. Doch die Revolution blieb aus. Ein Jahrzehnt später hat der Saarbrücker Wirtschaftsinformatiker und IDS-Gründer August-Wilhelm Scheer eine zweite Welle des Geschäftsprozess-Managements gesichtet. Von der ersten unterscheidet sie sich durch folgende Kriterien:

Im Gegensatz zu damals gibt es heute nicht nur gute Ratschläge, sondern Methoden und Instrumente, um sie zu verwirklichen.

Für die IT-Unterstützung existieren statt monolithischer ERP-Systeme heute Componentware (Web-Services!) und Integrationswerkzeuge (EAI).

Die Prozesse schließen Kunden und Lieferanten ein.

Für die Abbildung bieten sich inhaltliche Konzepte wie Supply-Chain- und Customer-Relationship-Management an.

Referenzmodelle wie Supply Chain Operations Reference (Scor) oder Rosettanet erleichtern die Umsetzung eigener Konzepte.

Durch Change-Management lassen sich Reibungsverluste beim Übergang mindern.

Neue Möglichkeiten des Risiko-Managements machen das Abenteuer kalkulierbar.

Der Kostendruck lastet ungleich stärker auf den Unternehmen als vor zehn Jahren. Folglich wird das Geschäftsprozess-Management endlich ernst genommen.

Hofmann machte kein Hehl daraus, dass er bei seinen Projekten die Informationstechnik als den „größten Störenfried“ identifiziert hat. Angesichts der Schwierigkeiten, auf die VW mit seinem Kapazitäts-Management gestoßen ist, verwundert diese Einschätzung wenig. Abgesehen davon befindet sich die IT nach Ansicht des Linien-Managers derzeit ohnehin in einer Phase der Wandlung: Vor allem bei Business-to-Business-Prozessen werde die IT „in die Fachbereiche ausgelagert“.

Die Ehrenrettung der Informationstechnik besorgte Heinz Kreuzer, CIO des Hannoveraner Tourismuskonzerns Preussag AG („World of TUI“). Er erinnerte an die Rolle der IT als Mittel der Effizienzsteigerung: „Durch eine veränderte IT können ganze Teile der Wertschöpfungskette wegfallen.“ Die Aufgabe des Informations-Managers besteht derzeit vor allem darin, das heterogene Geschäft der expandierenden World of TUI abzubilden. Dabei macht er die Erfahrung, dass die konzernweite Vereinheitlichung von Prozessen und IT nicht immer einen Sinn ergibt. Beispielsweise sei es schwierig, derart unterschiedlichen Tourismusmärkten wie Deutschland und Großbritannien ein und dasselbe Modell überzustülpen.

Eine neue, sehr trendgemäße Sicht auf die Informationstechnik eröffnete Manfred Schuster schließlich dem Auditorium. Der CIO des Logistikdienstleisters Deutsche Post AG, Bonn, konstatierte: „Für uns ist IT nicht nur Mittel zum Zweck, sondern Bestandteil unseres Portfolios.“ Da-mit ist die IT unmittelbar in die Prozessgestaltung involviert.