"Deutschland ist Spam-Land Nr. 1"

06.04.2006
Von 
Wolfgang Sommergut ist Betreiber der Online-Publikation WindowsPro.

SEO versus Spam

Derartige Beschreibungen des Phänomens machen indes die Abgrenzung von Spam und zulässiger SEO (Search Engine Optimization) schwierig. Entsprechend lapidar bezeichnete der Betreiber von SearchEngineWatch.com, Danny Sullivan, Spam als "das, was die Suchmaschine darin sieht". Eine technische Definition der Manipulationen sei nicht möglich, obwohl alle großen Anbieter eine Liste unerlaubter Methoden veröffentlichen. Allerdings führten Cloaking, Doorway Pages oder Keyword Stuffing, wie gebräuchliche Tricks heißen, nicht immer zur angedrohten Höchststrafe, nämlich zum Löschen aus dem Index von Google, Yahoo & Co. Vielmehr versuchten diese zu bewerten, ob sich dahinter unlautere Absichten verbergen. Besonders große Sites haben laut Sullivan in der Regel gute Chancen, ungeschoren davonzukommen. Die Suchmaschinen wägen angeblich zwischen dem Abschreckungseffekt eines Ausschlusses und dem möglichen Schaden ab, den ein solcher für die Suchergebnisse verursacht. Wenn bei der Suche nach BMW der bayerische Autobauer nicht mehr in den Ergebnissen auftaucht, dann betrachtet der Nutzer diese als irrelevant. Daher habe Google BMW.de bereits 72 Stunden nach dem publikumswirksamen Rausschmiss wieder in den Index aufgenommen.

Mittel- bis längerfristig setzen Anbieter von Suchmaschinen darauf, ihre Dienste zu personalisieren und zu vertikalisieren, um unseriöse SEO zu erschweren. Je mehr sich die Services in Spezialangebote für die Recherche in News, Videos, Blogs oder lokalen Informationen aufteilen, desto schwieriger wird es, die Effekte von Website-Tuning zu erkennen. Das gilt noch viel mehr für die personalisierte Suche, bei der jeder Benutzer andere Ergebnisse erhält. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass sich dieser an der Suchmaschine anmeldet. Die etablierten Anbieter versuchen die Zurückhaltung der Besucher durch Zusatzfunktionen wie etwa die Speicherung der Suchhistorie zu überwinden.

Chance für lokale Anbieter?

Google hat sich im Kampf gegen unzulässige Optimierungstechniken lange auf das englischsprachige Web konzentriert. Deshalb konnten sich manipulative Praktiken hierzulande außerordentlich stark verbreiten. Yuri Narciss von der Google-Niederlassung in Hamburg bezeichnete Deutschland als die Nummer eins bei Suchmaschinen-Spam.