"Deutschland ist Spam-Land Nr. 1"

06.04.2006
Von 
Wolfgang Sommergut ist Betreiber der Online-Publikation WindowsPro.

Lokale Suche für lokale Player

Auch abgesehen von der Spam-Bekämpfung gelang es den anwesenden Vertretern heimischer Suchmaschinen kaum, ihre immer wieder beschworenen Vorteile als ortsansässige Player glaubhaft zu machen. So reklamiert auch die Telekom-Tochter T-Info für ihren in einer Alpha-Version verfügbaren Dienst suchen.de einen Vorsprung gegenüber den global agierenden Konkurrenten. Paradoxerweise setzt aber Yahoo für sein Local Search das der Telekom gehörende Branchenverzeichnis "Das Örtliche" ein, während suchen.de im HTML-Salat von deutschen Websites nach allem stochert, was wie eine Adresse aussieht.

David Radicke von web.de versuchte sich als weiterer Lokalmatador vom amerikanischen Wettbewerb abzugrenzen, indem er die Suche zu einer nachgeordneten Funktion seiner Sites erklärte. Besucher kämen etwa über Web- und Mail-Hosting-Dienste auf das 1&1-Portal oder die Seiten von GMX, von wo sie über die Suchmaschine weitere Inhalte erschließen können. Was sich sonst als neue Player im deutschen Markt präsentierte, waren Unternehmen aus den angelsächsischen Ländern, die ihre Software teilweise noch nicht einmal übersetzt haben. Dazu zählten neben Trexy, das gar keine eigene Suchmaschine bietet, vor allem ask.com, das sich zum Ziel gesetzt hat, gegenüber den großen Drei Google, Yahoo und MSN aufzuholen.

Ask.com vor Interessenskonflikt

Die zur IAC/InterActiveCorp gehörende Suchmaschine dürfte hinsichtlich relevanter Suchergebnisse vor einem Interessenskonflikt stehen. Zur Firmengruppe gehören eine ganze Reihe von E-Commerce-Sites, darunter das Reisebüro Expedia, die Partnervermittlung match.com oder Ticketmaster, ein Vermarkter von Veranstaltungen. Benutzer dürften an der Relevanz der Ergebnisse zweifeln, wenn etwa die Suche nach einem Mietwagen an erster Stelle einen Link auf die Expedia erbringt. Country-Manager Malte Krüger beharrte auf der Search Engine Strategies jedoch darauf, dass sein Dienst unabhängig sei. IAC-Boss Barry Diller gab gegenüber Search Engine Watch indes zu, dass die eigenen Sites in den Suchresultaten bevorzugt werden. Derartige Praktiken sind nicht neu und wurden in der Vergangenheit etwa bei AOL, MSN und Yahoo bekannt.