IT-Security-Strategie der UEFA

"Der US-Markt ist weiter als der europäische"

05.12.2012
Von 


Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.

Ticketing-Lastspitzen abfedern

CW: Welche besonderen Schutzanforderungen bringt das Online-Ticketing mit sich?

KUIJPERS: Stehen Ticketverkäufe oder -verlosungen an, erweitern wir zeitweilig unser Content Delivery Network, um statische Inhalte noch schneller ausliefern zu können. Was die Sicherheit der Transaktionen angeht, haben wir alles Nötige bereits in anderen Bereichen der Website im Einsatz. Wir haben aber sowohl bei uns als auch bei den Dienstleistern mehr Augen als sonst auf den Vorgängen auf den Servern und im Netzwerk. Eine zeitnahe Auswertung der Logdateien ist zu diesen Zeiten sehr wichtig, deshalb werden kurzfristig mehr Leute dafür abgestellt.

CW: Wie steht es um die Verfügbarkeit der Services während solcher Lastspitzen?

Bei "Fantasy Football" stellen sich die Fans ihr eigenes "Dreamteam" zusammen.
Bei "Fantasy Football" stellen sich die Fans ihr eigenes "Dreamteam" zusammen.

KUIJPERS: Das Wichtigste ist für uns, dass alle Server - nicht nur die fürs Ticketing - jederzeit mit Spitzenlasten zurechtkommen. Wir skalieren sie nicht je nach Bedarf, sondern gewährleisten immer die gleiche Verfügbarkeit. Daher gibt es Tage, an denen Kapazitäten ungenutzt bleiben. In Wochen, in denen die Champions League und Europa League stattfinden, gibt es hingegen Traffic-Ausreißer nach oben - je weiter die Wettbewerbe fortschreiten, desto größer werden sie. Gleiches gilt natürlich auch für die Zeit einer Europameisterschaft. Während der Wochen um den Jahreswechsel herum ist wegen der internationalen Spielpause wiederum weniger los. Der Traffic zur Zeit eines Champions-League-Finales ist im Durchschnitt etwa um den Faktor fünf höher als während der Weihnachtstage. Noch extremer - um den Faktor zehn - fällt die Differenz bei unserem Online-Spiel "Fantasy Football" aus, bei denen Fans während der laufenden Champions-League-Begegnungen virtuell mitspielen können.

CW: Welche Rolle spielen die Standorte Ihrer Rechenzentren?

KUIJPERS: Wir betreiben das Rechenzentrum für die öffentlichen Services in Amsterdam, das für die internen Dienste in Genf. In Amsterdam befindet sich ein wichtiger Internet-Knotenpunkt, hier kommt viel Traffic auf dem Weg zwischen den USA, Europa und Asien durch. Die Nähe unserer Server wirkt sich deshalb merklich auf die Geschwindigkeit der Web-Dienste aus. Das Data Center in Genf ermöglicht es uns als Schweizer Organisation, auch unsere internen digitalen Dienste den strengen Schweizer Datenschutzgesetzen zu unterstellen und nicht von der EU-Gesetzgebung abhängig zu sein.

CW: Was passiert, wenn ein RZ ausfällt?

KUIJPERS: Unsere Fallback-Strategie sieht vor, dass bei einem Ausfall das jeweils andere Rechenzentrum "einspringt". Das macht uns sehr flexibel.

CW: Was steht für Sie an erster Stelle: Datensicherheit oder Verfügbarkeit?

KUIJPERS: Datensicherheit.

Mobilgeschäft ausbauen

CW: Haben Sie eine Mobil-Strategie? Sind beispielsweise mobile Angebote speziell für Stadionbesucher geplant?

KUIJPERS: Wir haben schon einige Apps entwickelt, um unsere Inhalte und Dienste sicher von unterwegs im Zugriff haben zu können. Es ist eine große technische Herausforderung, wenn viele Fans zeitgleich von einem einzigen Ort aus - in diesem Fall dem Fußballstadion - auf einen bestimmten Service zugreifen wollen. Hier sind Stadionbetreiber und Mobilfunkprovider mit im Boot, die technischen Voraussetzungen zu schaffen. Soweit sind wir noch nicht, arbeiten aber gemeinsam mit unseren Partnern an Lösungen.