Der PC erreicht die Grenzen des Wachstums

26.05.2003
Von den en

Doch derartige Großbaustellen sind heutzutage in einer rezessiven Wirtschaft selten geworden. Häufig trennen sich Anwender von betagteren Rechnergenerationen, weil sie sich in der Vergangenheit einmal auf einen PC-Austauschzyklus von drei oder vier Jahren festgelegt haben oder ihre Leasingverträge den Modellwechsel turnusgemäß vorsehen. Während die Ablösezyklen bei vielen Großen aufgrund bestehender, langfristiger Finanzierungsverträge teilweise noch verhältnismäßig kurz ausfallen, zeigen sich mittelständische Anwender deutlich ausdauernder: "Kleinere Unternehmen nutzen ihre Rechner in der Regel, solange sie halten", beobachtet Mathias Scheibe, Berater bei ADR Consulting in Oberhaching.

Doch auch unter den Großunternehmen finden sich immer mehr, die länger an ihren PCs festhalten: So verlängerte beispielsweise die Nürnberger Datev den internen Nutzungszeitraum ihrer rund 12.500 PCs. "Wir lassen die Desktops langsam in Bereiche hinausmigrieren, in denen die Anforderung an die Rechnerleistung nicht mehr steigt", beschreibt Werner Bast, Leiter IT-Support beim fränkischen Software- und Serviceanbieter, das Prozedere.

Auch Henrik Klagges, Managing Partner der IT-Beratung TNG Technology Consulting, geht davon aus, dass sich die Upgrade-Zyklen im Durchschnitt verlängern: "Die heutigen Clients sind gut genug für Anwendungen wie Office-Programme, Mail-Clients oder Browser." Mit einer großen Investitionswelle rechnet er nicht, denn dafür sitze den Firmen gegenwärtig das Geld zu knapp. Daher gehe der Trend in den Anwenderunternehmen weg vom Rundum-Rollout und hin zum punktuellen Ersatz etwa für defekte Geräte. "Der Lebenszyklus der Rechner ist mittlerweile von drei auf bis zu fünfeinhalb Jahre gedehnt worden", bestätigt auch IT-Berater Sinn.

Das abwartende Verhalten vieler Unternehmen mag auch daher rühren, dass die Argumente der Lieferanten für die regelmäßige Aufrüstung der PC-Flotten nicht mehr verfangen: Das Problem der Rechner sei nicht ihre Anschaffung, sondern der laufende Betrieb, lautet das Mantra. Der Support schlucke 80 Prozent der Gesamtkosten, während der kleine Rest auf den Einstandspreis entfalle. Daher würden Anwender am falschen Ende sparen, wenn sie ihre Rechner veralten ließen - je älter der Desktop, desto schneller stiegen die Kosten.

Upgrade-Zyklen werden länger

Thomas Karg, Geschäftsführer der Münchner IT-Beratung Maturity, hält diese Argumente zumindest für "fragwürdig". Ein stabiles PC-System im Alter von drei Jahren erfordert seiner Meinung nach einen ähnlichen Wartungsaufwand wie ein lediglich drei Monate alter Rechner. Da dies auch immer mehr Anwender erkennen würden, dehne sich der Lebenszyklus der Desktops kontinuierlich aus: "Der Austausch wird so weit wie möglich herausgezögert", sagt Karg. Zwar hätten Firmen ihre Ersatzbeschaffung schon immer gelegentlich verschoben, in wirtschaftlich angespannten Zeiten werde dies jedoch erst recht versucht.