Der Nutzen von Linux für PDAs

23.01.2002
Von Jan Gottschick

Die zweite Option besteht darin, einen der erwähnten PDAs mit vorinstalliertem Linux zu bestellen. So bietet beispielsweise die Firma Lisa in Hamburg den Ipaq mit eigener Linux-Distribution an. Seit diesem Jahr gibt es überdies eine dritte Alternative: PDAs, die direkt mit Linux vorinstalliert und ausschließlich unter Linux betrieben werden, wie der "Agenda VR3" von Agenda Computing, der "Helio" von VTech und der "SL-5000" von Sharp.

Für welche Option sich der Anwender entscheidet, hängt im Wesentlichen von der erforderlichen Hardware ab. Neben den Kosten spielt auch die Erweiterbarkeit eine Rolle. Denn nicht selten muss der PDA mit Zusatzhardware, beispielsweise einem Barcodeleser, ausgestattet werden, um sich für spezifische Aufgaben im Unternehmen verwenden zu lassen.

Auch wenn Linux bei weitem nicht eine so stattliche Auswahl wie die 8000 Applikationen eines Palm vorweisen kann: Anwendungen gibt es inzwischen reichlich. Funktionalität und Qualität sind zwar noch eingeschränkt, doch zumindest QT/Embedded-Applikationen mit QPE oder Pocket-Linux ermöglichen einen professionellen Einsatz. Die Identifikation von Umlauten bei der Handschriftenerkennung und die Synchronisation zwischen PDA und PC stellen hingegen Schwächen dar.

Für die Entwicklung eigener Anwendungen ist ein Linux-PDA reizvoll. Insbesondere für die grafische Ausgabe der Applikationen bietet Linux dabei eine Reihe interessanter Optionen. Entwicklungen wie "Nano-X/Microwindows" von Century Software und der "Tiny-X-Server" vom Xfree-Projekt bieten eine X-Windows kompatible Schnittstelle zur einfachen Portierung. Mit dem "Fast Light Toolkit" (FLTK) lässt sich die grafische Oberfläche komfortabel programmieren.

Anwendungen, die für die grafische Oberfläche KDE mit dem Toolkit "QT/Embedded" von Trolltech geschrieben sind, werden für den PDA einfach neu übersetzt. Ein Umprogrammieren ist nur dann erforderlich, wenn Optimierungen bezüglich der Bildschirmausgabe oder Bildschirmgröße oder spezieller Desktop-Operationen von KDE notwendig sind. Die vorhandenen Entwicklungswerkzeuge von KDE für die Oberflächengenerierung und zum Debugging lassen sich weiter nutzen - demnächst sogar zum Remote-Debugging des PDAs.

Dann wird die zu testende Anwendung auf dem PDA laufen, während die Ausgabe des Debuggers auf dem Entwicklungsrechner erfolgt; das ist im Regelfall ein normaler PC. Doch auch die bei Red-Hat-Systemen beliebte Gnome-Oberfläche wird unterstützt: Mit der Grafikbibliothek "GTK+" vom DirectFB-Projekt steht demnächst eine grafische Bibliothek zur Portierung von Gnome-Anwendungen auf PDAs zur Verfügung.