Der Markt für Business Intelligence: Jedermanns Glaskugel

27.09.2006

BI als Web-Service

Die klassischen BI-Anbieter reagieren auf diese Situation, indem sie möglichst umfassende End-to-End-Lösungen aufbauen. Um Lücken zu schließen, kaufen die großen Anbieter weiterhin Mitbewerber auf und halten damit den seit Jahren andauernden Konzentrationsprozess in Gang. Besonders begehrt waren hier in den vergangenen Jahren Spezialisten, deren Programme halfen, die Datenqualität zu messen oder zu verbessern.

Unter dem Druck von Microsoft und den ERP-Anbietern weichen die BI-Spezialisten zunehmend auf vertikale Märkte aus. Dabei gehört die Finanzbranche mit ihren Risc-Management-Anforderungen und ihrer Bereitschaft, viel Geld für IT auszugeben, nach wie vor zu den begehrtesten Kunden. Zu den Hoffnungsträgern zählt auch der von Reformen gebeutelte Gesundheitsmarkt. Insbesondere die Krankenhäuser fahnden nach Einsparpotenzialen.

Technische Flexibilität verschaffen sich die Anbieter, indem sie ihre Software in Service-orientierten Architekturen (SOA) aufbauen. Web-Service-Techniken spielen generell eine zentrale Rolle bei der Einbindung von BI-Funktionen in geeignete Anwendungen, aber auch für das Konfigurieren von BI-Komplettlösungen. Cognos hat daher die Version 8 seiner Software vollständig in einer entsprechenden Architektur aufgebaut. Die Mitbewerber folgen, auch weil sie dadurch für künftige Entwicklungen flexibler werden. Auch andere Softwerker profitieren von der Attraktivität leicht einbindbarer BI-Funktionen. Unklar sind jedoch die Vorteile für die Anwender. So befürchtet das US-amerikanische Marktbeobachtungsunternehmen Ventana Research, dass das Konzept von "BI as a Service" die eigentlich beabsichtigte einheitliche Sicht auf das Unternehmen erschweren könnte. Seit rund zwei Jahren propagiert die Branche, BI nicht nur zur Aufbereitung von Unternehmensdaten zu entscheidungsrelevantem Wissen zu verwenden, sondern damit auch die Prozesse zu überwachen (Business Activity Monitoring) und zu planen (Business Performance Management = BPM) beziehungsweise Corporate Performance Management).

An der Spitze dieser Bewegung stehen Cognos und Hyperion, wobei SAP als Spezialist für ERP-Prozesse als wichtigster Herausforderer gilt. Ihre klare Positionierung hat den zwei kleineren Anbietern auf der Lünendonk-Liste zu Platz zwei und drei auf der generellen BI-Rangliste verholfen. Mit BPM ist der bislang in die Vergangenheit gewandte Blick von BI nicht mehr ausreichend. Vielmehr müssen Informationen heute zeitnah bereitgestellt und ausgewertet werden.

Vor Cognos und Hyperion rangiert auf der Lünendonk-Liste der langjährige Marktführer und Branchenpionier SAS Institute. Dass die SAP fehlt, die sich in der Gartner-Liste vom fünften auf den zweiten Platz vorgeschoben hat, liegt daran, dass Lünendonk nur Unternehmen aufgenommen hat, die hierzulande mindestens die Hälfte ihres Umsatzes mit BI machen. Deshalb fehlt bei Lünendonk auch Microsoft.

Neue Player

Zu den führenden BI-Anbietern zählt auch Business Objects. Das französische Unternehmen verfügt in Europa über die ausgefeilteste Kombination aus direktem und indirektem Vertrieb. Außerdem hat der Analyse-Spezialist sich mit Crystal Decisions Marktanteile in einem Bereich erworben, in dem er zuvor nicht tätig war: formatiertes Standardreporting.

Als neue Player im BI-Markt werden in jüngster Zeit Google und auch der Security-Spezialist Symantec genannt. Dabei bietet Google vor allem ein Frontend-Werkzeug für BI-Partner wie SAS Institute oder Business Objects. Sie integrieren die Suchmaschine, um ungeübten Nutzern Zugang zu Informationen aus ihren BI-Tools bieten zu können. Damit unterstützt Google den eingangs erwähnten Trend, BI auf möglichst viele Bereiche auszuweiten. n