Lightning-Abgesang

Der kleine Port, der es in sich hatte

Kommentar  08.09.2023
Von 
Dan Moren schreibt als freiberuflicher Journalist für die US-amerikanische Schwesterpublikation Macworld.
Statt Blumen bitte Dongles schicken.
Farewell Lightning, es war (meistens) schön mit Dir.
Farewell Lightning, es war (meistens) schön mit Dir.
Foto: Primakov - shutterstock.com

Mit dem iPhone 15 (und Konsorten) wird für den altehrwürdigen Lightning-Port voraussichtlich das letzte Stündlein schlagen - nicht zuletzt der "Support" durch die Europäische Union hat USB-C auch auf Apple Devices zum Sieg im Schnittstellen-Kampf verholfen. Zeit, um auf die bewegte Geschichte des proprietären Apple-Steckers zurückzublicken, dem einige Enthusiasten mit Sicherheit nachtrauern werden.

Lighting-Sturzgeburt

Der Lightning-Anschluss wurde am 12. September 2012 von Phil Schiller, Senior Vice President von Apple, in die Welt gesetzt. Die Nomenklatur ist an Thunderbolt angelehnt. Er beerbte den 30-poligen Docking-Anschluss der dritten iPod-Generation von 2003 - weswegen Schiller damals vor allem die Vorzüge des kleinen Formfaktors anpries. "Ein moderner Anschluss für das nächste Jahrzehnt", wie es der Apple-Manager damals ausdrückte.

Aus technischer Perspektive zeichnete sich Lightning durch ein rein digitales Design, eine verbesserte Haltbarkeit und seine Vielseitigkeit aus, die jede gewünschte Funktion ermöglichte - Ladestrom-, Video-, Audio- oder Datenübertragung. Entscheidend für Apple war, dass der Lightning-Anschluss 80 Prozent kleiner war als sein Vorgänger, was wertvollen Platz im Innenleben des iPhones schuf. Für die Nutzer war hingegen das wohl praktischste Feature, dass es mit Lightning keine (gewaltfreie) Möglichkeit mehr gab, den Stecker falsch herum ins iPhone zu schieben.

Der Lightning-Anschluss eroberte Apples Produktpalette im Sturm und verbreitete sich vom iPhone 5 nicht nur auf iPod und iPad, sondern eroberte auch den Mac.

Slow-Motion-Niedergang

Allerdings protestierten viele Verbraucher in der Anfangszeit gegen Lightning - viele wollten lieber an ihren Docking-Stations, -Kabeln und Zubehörteilen festhalten. Es sollte einige Jahre dauern, bis sich Lightning auch bei den Endanwendern durchsetzen konnte - in vielen Fällen hatte dieser Vorgang etwas von Zermürbungskrieg. Doch trotz seines Erfolges: In der Welt, in die Lightning hineingeboren wurde, etablierten sich Bluetooth und Wi-Fi bereits zunehmend für Verwendungszwecke, die zuvor ein Kabel erforderten. Auch Apple selbst schuf beispielsweise mit AirPlay oder Magsafe komfortable, kabellose Lösungen.

Lightning-Enthusiasten bleibt zum nahenden Ende nur ein kleines Trostpflaster: So mühsam wie sein Aufstieg bei den Verbrauchern wird sich auch der Niedergang des Apple-Ports gestalten. Ich für meinen Teil rechne fest damit, auch im nächsten Jahrzehnt noch Lightning-Kabel in der Schublade zu haben. Schließlich ist die Einführung des ersten iPhones mit USB-C nur ein Schritt in Richtung Lightning-Tod - wenn auch ein großer. In Mac-Zubehör, AirPods und dem Apple Pencil lebt die Schnittstelle - vorerst - weiter.

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Macworld.