Wieder mehr Geld für IT-Profis

Der große Gehaltsreport für IT-Fachkräfte 2014

03.01.2015
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Nachdem die IT-Gehälter im Vorjahr nur um ein Prozent gestiegen waren, dürfen sich die Spezialisten 2014 über ein Plus von durchschnittlich 2,8 Prozent freuen, so das Ergebnis der exklusiven Vergütungsstudie von Personalmarkt und COMPUTERWOCHE.

Tim Böger, Geschäftsführer der Hamburger Vergütungsberatung Personalmarkt und Projektleiter der Studie, hat Gewinner und Verlierer der diesjährigen Gehaltsrunde ausgemacht. Laut seinen aktuellen Berechnungen sind in diesem Jahr die Gehälter in den Unternehmen mit über 1000 Mitarbeitern stärker angestiegen als in kleinen Firmen. "In Konzernen lassen sich sogar Einkommenszuwächse von mehr als acht Prozent feststellen", so der Vergütungsprofi. Dies betreffe vor allem Fachkräfte in der System- und Netzadministration und in der "Softwareentwicklung Front-end".

Tim Böger, Geschäftsführer Personalmarkt: "In Konzernen lassen sich sogar Einkommenszuwächse von mehr als acht Prozent feststellen."
Tim Böger, Geschäftsführer Personalmarkt: "In Konzernen lassen sich sogar Einkommenszuwächse von mehr als acht Prozent feststellen."
Foto: Personalmarkt

Projektleiter sind Spitzenverdiener unter IT-Fachkräften

Böger relativiert sogleich seine Aussage, wenn er sagt: "Je qualifizierter die Fachkraft, desto unwichtiger ist die Firmengröße." Als Beispiel führt er das Berufsbild des Softwareentwicklers Frontend an, für das auch in Kleinbetrieben mit weniger als 100 Mitarbeitern sechs Prozent Gehaltszuwachs herausgekommen sind. Die Einkünfte der wenig oder falsch Qualifizierten stagnierten dagegen oder gingen zurück: "Natürlich muss kein Mitarbeiter auf Geld verzichten", so Böger. "Doch der Druck auf Datenbankadministratoren wächst weiter , und auch Sicherheitsleute erhalten diesmal kaum mehr Geld." Bisher waren IT-Sicherheitsexperten Gehaltszuwächse sicher.

Zu den Spitzenverdienern unter den IT-Fachkräften ohne Personalverantwortung gehören einmal mehr Projektleiter mit einem Jahresgehalt von durchschnittlich 73.400 Euro. Haben sie direkte Leitungsbefugnis über ihre Mitarbeiter, können sie mit einem Viertel bis zu einem Drittel mehr Einkommen rechnen. Es folgen SAP-Berater (67.100 Euro), IT-Berater (63.300 Euro) und IT-Sicherheitsspezialisten (63.000 Euro). Das Schlusslicht bilden wie in den vergangenen Jahren Mitarbeiter im Anwender-Support (41.700 Euro) und Web-Designer (38.000 Euro). Immerhin: Vor zwei Jahren verdienten Web-Designer noch rund 35.000 Euro, im vorigen Jahr bereits 37.000 Euro.

Lernen lohnt sich

Knapp 61 Prozent aller Personen, deren Daten in die Gehaltsstudie eingeflossen sind, verfügen über einen Hochschulabschluss und verdienen im Schnitt 62.000 Euro. Am besten honoriert wird das Universitätsdiplom mit durchschnittlich 67.900 Euro, ein Fachhochschulabschluss bringt 65.700 Euro. Der Master hat noch nicht das Niveau des Diploms erreicht, ist aber auf einem guten Weg und wird mit rund 57.900 Euro Jahresgehalt honoriert. Der Abstand liegt an dem noch niedrigen Durchschnittsalter der Master-Inhaber. Mit dem ebenfalls noch jungen Bachelor-Abschluss bringen es Experten auf durchschnittlich 48.300 Euro. Absolventen von Berufsakademien oder Fachschulen mit staatlich anerkanntem Abschluss verdienen knapp 53.200 Euro im Jahr. Wer eine Lehre absolviert hat, muss sich mit 46.100 Euro im Jahr zufriedengeben. Wichtiger Hinweis: Bei den Zahlen handelt es sich nicht um Einstiegsgehälter, sondern um Einkommen, die im Schnitt mit dem jeweiligen Abschluss zu erreichen sind.

Berufserfahrung wirkt sich positiv im Portemonnaie aus: Spezialisten mit drei bis sechs Jahren Berufspraxis kommen auf rund 47.100 Euro jährlich, mit einer Berufserfahrung von sieben bis zehn Jahren liegen die Gehälter im Schnitt bei 53.600 Euro. Wer mehr als zehn Jahre im Geschäft ist, hat im Mittel 62.400 Euro auf dem Lohnzettel. An das Gehaltsniveau ihrer Chefs kommen IT-Fachkräfte trotz aller Berufserfahrung nicht heran: IT-Leiter mit mehr als zehn Jahren Berufserfahrung beispielsweise haben noch einmal rund 40.000 Euro jährlich mehr im Portemonnaie.

Große Firma = mehr Geld

Nach wie vor beeinflusst die Unternehmensgröße stark die Höhe des Gehalts. Je größer das Unternehmen, umso höher die Vergütung. Um diesen Unterschied zu verdeutlichen, hat Personalmarkt die Gehälter aller IT-Fachkräfte eines Unternehmens in einen Topf geworfen und den Durchschnitt ermittelt. In einem mittelständischen Betrieb mit bis zu 100 Mitarbeitern nimmt der Computerfachmann rund 45.200 Euro im Jahr nach Hause, wechselt er dann zu einem größeren Mittelständler mit bis zu 1000 Beschäftigten, sind es gleich 8000 Euro mehr. Bevorzugt er einen Konzern, kommen noch einmal rund 10.000 Euro drauf. Um weitere 40.000 bis 60.000 Euro kann das Gehalt steigen, wenn der IT-Experte eine Führungsfunktion mit Personalverantwortung übernimmt.

Ost-West-Gefälle wird größer

Große Gehaltsunterschiede lassen sich auch auf die Regionen zurückführen. Während Arbeitgeber in Metropolen wie Frankfurt am Main und München knapp über 20 Prozent mehr als der Bundesdurchschnitt bezahlen, müssen sich IT-Mitarbeiter in Niedersachsen oder Schleswig-Holstein mit zehn bis 15 Prozent unter dem Durchschnitt bescheiden.

Noch stärker - aber auch das ist keine neue Erkenntnis - ist das Gefälle zwischen Ost und West. So liegt das Schlusslicht Mecklenburg-Vorpommern fast 30 Prozent und selbst die Hightech-Region Dresden noch rund 20 Prozent unter dem Durchschnitt. Damit vergrößert sich die Schere zwischen Ost und West, im Vorjahr lagen die ostdeutschen Regionen nämlich nur um zehn bis 20 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt. Es scheint also noch etwas zu dauern, bis zusammenwächst, was zusammengehört.

Eklatant sind die Einkommensunterschiede auch zwischen den Branchen. Personalmarkt hat in einer Sonderauswertung festgehalten, wo die Differenzen besonders krass ausfallen. IT-Projektleiter können mit den höchsten Vergütungen in Unternehmensberatungen (93.700 Euro) und Banken (90.000 Euro) rechnen. Auch die Autoindustrie, die Energiewirtschaft und die Telekommunikationsindustrie bezahlen ihre IT-Projektleiter mit knapp 80.000 Euro im Jahr über dem Durchschnitt der Branchen. Unterdurchschnittlich gestalten sich die Einkommenschancen für IT-Projektleiter dagegen im Versandhandel (63.400 Euro), im Gesundheitswesen (59.700 Euro) sowie in Forschungsinstituten (58.100 Euro).

Top- und Flop-Branchen

Ähnliches gilt auch für andere IT-Berufe wie Entwickler, Administratoren oder Berater. Wer als Programmierer auf ein hohes Einkommen schielt, sollte sich, zumindest laut den Personalmarkt-Analysen, in der Halbleiterindustrie bewerben, weil er hier mit einer Vergütung von rund 69.800 Euro jährlich rechnen kann. Immerhin fast 65.000 Euro zahlen die Luftfahrtunternehmen. Das Schlusslicht bilden hier die Werbebranche (44.200 Euro) und die Lebensmittelfirmen (43.600 Euro).

Berater haben schon immer gut verdient, müssen aber auch viel arbeiten. Umso genauer sollte man sich die Branche anschauen, zu der das Unternehmen gehört. In besonders gut bezahlenden Branchen wie Maschinenbau und Chemie/Pharma kommt ein IT-Berater auf etwa 20.000 Euro mehr im Jahr als in der Werbung (58.000 Euro) und auf 25.000 Euro mehr als in Forschungsinstituten (53.600 Euro).

Auch für Systemadministratoren macht es einen großen Unterschied, in welcher Branche sie arbeiten. Am wenigsten verdienen sie im Einzelhandel (36.100 Euro) und in Werbeagenturen (36.600 Euro). Etwas besser geht es ihnen - zumindest finanziell - in Ingenieurbüros, die 38.000 Euro im Jahr überweisen. Auch das Handwerk und Bildungsinstitutionen, die andere Berufsgruppen ebenfalls unterdurchschnittlich vergüten, begnügen sich damit, die Administratoren mit rund 37.800 Euro im Jahr zu entlohnen. Wesentlich mehr auf den Tisch legen Versicherungen (58.100 Euro im Jahr) sowie Pharma- und Chemiekonzerne (rund 53.200 Euro).

Prämien für die Fleißigen

Ein Drittel aller IT-Fachkräfte hat eine Prämienregelung, unter den Führungskräften sind es doppelt so viele. Erstere bekommen Prämien in Höhe von 4900 Euro jährlich, die Boni der Führungskräfte belaufen sich im Schnitt auf 15.100 Euro im Jahr. Fast ein Viertel aller Fachkräfte und 37 Prozent der Manager erhalten Arbeitgeberleistungen zur betrieblichen Altersvorsorge. Dieser Anteil beläuft sich bei Ersteren auf 2530 Euro, bei den Chefs sind es 4630 Euro. Einen Firmenwagen fahren zehn Prozent aller IT-Mitarbeiter und 40 Prozent der Führungskräfte. Der Neuwert des Wagens liegt für Fachkräfte durchschnittlich bei ungefähr 36.400 Euro, bei den Managern bei knapp über 47.400 Euro.

Überstunden gehören zum Alltag der IT-Mitarbeiter. Allerdings haben nur 7,2 Prozent der Befragten einen monetären Ausgleich der geleisteten Überstunden im Arbeitsvertrag. Wer eine solche Regelung hat, kann sein Gehalt noch einmal um rund 2590 Euro pro Jahr steigern. Wesentlich häufiger ist Freizeitausgleich.

Die Studie

Datenbasis: An der Studie beteiligten sich dieses Jahr 36 Unternehmen aus der IT-Wirtschaft, die insgesamt 712 Datensätze geliefert haben. Weitere 15.835 Datensätze stammen aus Direktbefragungen von Fach- und Führungskräften. Insgesamt sind so 16.547 Datensätze in die Studie eingeflossen. Die Daten wurden zwischen Mai und August 2014 erhoben.

Methode: Personalmarkt hat Höhe und Struktur der Gehälter von insgesamt 27 IT-Funktionen untersucht, differenziert nach Anspruchsstufen: etwa vom einfachen Berater bis hin zum Manager mit Personalverantwortung. Zudem wurden die Gehälter nach Firmengrößen ausgewertet.

Gehaltsstudie im Abo-Shop

Bestellen: Die Vergütungsstudie "IT-Funktionen" kann zum Preis von 599 Euro (zuzüglich Mehrwertsteuer und Versandkostenpauschale) unter Personalmarkt oder im CW-Aboshop bestellt werden. Die Studie richtet sich an Geschäftsführer, Personalleiter und Personalverantwortliche aus der IT-Wirtschaft sowie an Personal- und Unternehmensberater.