1. Platz - Rainer Janßen, Münchener Rück

Der Business-Versteher

28.11.2008
Von 
Christoph Witte arbeitet als Publizist, Sprecher und Berater. 2009 gründete er mit Wittcomm eine Agentur für IT /Publishing/Kommunikation. Dort bündelt er seine Aktivitäten als Autor, Blogger, Sprecher, PR- und Kommunikationsberater. Witte hat zwei Bücher zu strategischen IT-Themen veröffentlicht und schreibt regelmäßig Beiträge für die IT- und Wirtschaftspresse. Davor arbeitete er als Chefredakteur und Herausgeber für die Computerwoche. Außerdem ist Witte Mitbegründer des CIO Magazins, als dessen Herausgeber er bis 2006 ebenfalls fungierte.

Business-Architekt als Partner der IT

Stolz verweist Janßen darauf, dass durch diese Anstrengungen die für das gesamte Rückversicherungsgeschäft wesentlichen Daten in einer weltweit einheitlichen Datenbasis abgelegt sind: "Wir leben davon, Risiken auszugleichen, und da ist es natürlich gut, wenn wir wissen, welche Risiken und wie viele von der gleichen Art und in welchen Regionen wir absichern. Die Risikoverteilung ist wichtig. Wir können Erdbebenschäden nur dann ausgleichen, wenn nicht überall gleichzeitig Erdbeben stattfinden beziehungsweise wir nicht nur in Kalifornien gegen Erdstöße versichern. Diese einheitliche Datenbasis hilft uns zum Beispiel dabei, gefährliche Risikoanhäufungen zu sehen und die Risikoverteilung besser zu verstehen", erläutert Janßen den Business-Nutzen der Strategie.

Im Portfolio "Architecture und Strategy" hat Janßen zusammen mit dem Business ein außergewöhnliches Enterprise-Architecture-Management konzipiert und eingeführt. Diese Architektur bringt es fast zwangsläufig mit sich, dass die am Anfang erwähnte intensive Zusammenarbeit zwischen IT und Business funktioniert. Janßen nennt das Ergebnis eine "Aufgaben- und Risikopartnerschaft". Die Eckpfeiler der Architektur sind die zwei Funktionen des Global-Business-Architekten (GBA) und des Global Process Owner. Der Business-Architekt agiert als Janßens Pendant auf gleicher Hierarchieebene auf der Business-Seite. Auch er berichtet direkt an den Vorstand.

"Wir haben viel Zeit und Geld verloren, weil wir lange Zeit keine Entscheidungsmaschine für IT-Belange außerhalb der Informatik hatten. Viele Leute hatten zwar zu vielen Dingen eine Meinung, aber es wurden keine Entscheidungen getroffen, und keiner sagte verbindlich, wo es langgeht." Der GBA entscheidet letztlich, welcher Prozess überhaupt mit IT und mit welcher Lösungsstrategie unterstützt wird und welche prozessübergreifenden Systeme implementiert werden. "Die IT stellt einen relativ großen Kostenblock und ein relativ großes operatives Risiko dar. Deshalb braucht man außerhalb der IT eine Funktion, die die Risikoprüfung der IT für den Vorstand übernimmt. Das macht der GBA", erläutert Janßen. Innerhalb der Prozesse trifft der Global Process Owner auf der Geschäftsseite die Entscheidungen, wie sein Prozess mit IT unterstützt wird. Der Business-Architekt übernimmt einen Glaubwürdigkeitsservice, der für die IT und das gesamte Unternehmen sehr wichtig ist. Janßen kommentiert das fast philosophisch: "Auf der einen Seite hat der CEO in Unternehmen wie unserem nicht das Interesse und die Zeit, sich mit IT zu beschäftigen. Auf der anderen Seite kann die IT nicht aus sich heraus das Vertrauen schaffen, das das Unternehmen gerne in sie haben möchte."