Vor einem Jahr war alles noch ganz einfach: In fast allen Netbooks arbeitete ein Atom-Prozessor mit einem Rechenkern. Meist war dies der Atom N450 oder der N455 (1,66 GHz) mit Hyper-Threading. Seine Rechenkraft war bescheiden, aber er war sparsam und sorgte so für eine lange Akkulaufzeit. Und echte Alternativen gab es keine.
Jetzt ist alles anders: Intel hat mit dem N550 einen echten Doppelkern-Atom für Netbooks im Programm. Und der ewige Intel-Konkurrent AMD geht mit dem C-50 an den Start, der sich anschickt, die Atom-Herrschaft von Intel zu beenden. PC-WELT geht der Frage nach, für wen sich ein Doppelkern-Prozessor im Netbook eignet und welche Vorteile AMDs neuer Prozessor bringt.
Lohnt sich ein Doppelkern-Prozessor fürs Netbook?
Netbooks sind rechenschwach. Selbst ein Einsteiger-Notebook für rund 500 Euro arbeitet im Schnitt rund dreimal so schnell wie ein Mini-Laptop. Und auch in den günstigsten Notebooks sitzt heutzutage ein echter Doppelkern-Prozessor. Können Netbooks mit Dual-Core-CPU hier Boden gut machen?
Der Atom N550 besitzt zwei echte Rechenkerne. Außerdem arbeitet er mit Hyper-Threading: Das Betriebssystem kann also vier Recheneinheiten nutzen. Deutliche Vorteile bringt das aber nur bei Programmen, die darauf vorbereitet sind: Hier arbeitete ein Netbook mit N550 trotz der geringeren Taktrate tatsächlich fast doppelt so schnell wie eines mit N450.
Prozessorleistung (Cinebench 10.5) |
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Intel Atom N550 |
1452 Punkte |
Intel Atom N455 |
852 Punkte |
Doch im Alltag laufen auf Netbooks meist Programme, die mit mehreren Kernen nichts anfangen können. Auch der zweite Trumpf einer Mehr-Kern-CPU sticht bei Netbooks kaum: Sie beschleunigt Multi-Tasking, also das Arbeiten mit mehreren Programmen gleichzeitig. Doch hier bremst der nur 1 GB kleine Arbeitsspeicher die Netbooks aus, sodass eine Mehr-Kern-CPU kaum Vorteile bringt.
Systemleistung (PC Mark 05) |
Gesamt |
CPU-Leistung |
Intel Atom N550 |
1630 Punkte |
1739 Punkte |
Intel Atom N450 |
1294 Punkte |
1426 Punkte |
Insgesamt liegt das Tempoplus eines Netbooks mit N550 bei Standard-Programmen gegenüber einem Vorgänger-Modell bei nur rund 20 Prozent. Nur wegen des Doppelkern-Prozessors lohnt sich also die Anschaffung eines neuen Netbooks nicht.
Auch bei Spielen bringt der Atom N550 kaum mehr Tempo: Seine Grafikeinheit Intel GMA 3150 ist die gleiche wie beim N450 – und daher außer für sehr alte oder grafisch einfache Spiele ungeeignet.
3D-Leistung (3D Mark 06) |
Gesamt |
CPU-Leistung |
Intel Atom N550 |
143 |
746 |
Intel Atom N450 |
153 |
497 |
Ebenso wenig bringt der Doppelkern-Prozessor die Netbooks bei HD-Videos weiter. YouTube-Videos in Full-HD packen auch Netbooks mit N550 nicht. Wie bei Geräten mit N450 lassen sich maximal 720p-Videos flüssig abspielen.
Auch bei WMA-HD-Videos schnitten die Doppelkern-Netbooks nicht besser ab als die N450-Modelle: Die Darstellung von Full-HD-Material wirkte zwar etwas flüssiger. Allerdings zeigten auch die Doppelkern-Notebooks einen deutlichen Bild-/Ton-Versatz.
Für Blu-rays sind Atom-Netbooks gänzlich ungeeignet – außer den wenigen und teuren Geräten, in denen dem Atom-Prozessor ein Videobeschleuniger von Broadcom zur Seite steht, der die Mini-Laptops Full-HD-fähig macht. Außerdem bieten Atom-Netbooks keinen HDMI-Ausgang für den Anschluss an einen Full-HD-Fernseher. In der Praxis scheitert das Abspielen einer Blu-ray von einem externen Laufwerk meist an einer Fehlermeldung der Abspiel-Software, die einen inkompatiblen Treiber bemängelt.
Der AMD-Prozessor C-50 soll dagegen besonders bei HD-Videos und Spielen Netbooks deutlich beschleunigen. Ob das stimmt und ob das auf Kosten der Akkulaufzeit geht, erfahren Sie auf der nächsten Seite.