Datensicherung: Vier Tools im Vergleich

09.12.2003
Von Michael Pietroforte

Etwas komplizierter wird eine Rotationsstrategie, wenn Staging zum Einsatz kommen soll. Dabei werden die Daten zunächst auf den Festplatten des Backup-Servers zwischengespeichert, um sie dann auf eine Tape Library zu transferieren. Der Vorteil dieses Verfahrens liegt hauptsächlich in der höheren Sicherungsgeschwindigkeit, was die Störung des operativen Betriebs verringert und außerdem die Bandlaufwerke schont, da die anschließende Übertragung der Daten bei konstantem Datenstrom stattfindet. Die Backup-Software legt dabei virtuelle Medien auf dem Plattensystem an, deren Inhalte sie dann auf die physischen Medien überträgt.

Nachdem die Daten auf das Bandsystem transferiert worden sind, muss der Speicherplatz auf dem Plattensystem wieder freigegeben werden. Arcserve und Backup Exec organisieren dies mittels der Überschreibrichtlinien für virtuelle Mediensätze. Unterschiede zwischen Arcserve und Backup Exec gibt es allerdings in Bezug auf den Komfort. Während bei Arcserve die Medienduplikation über ein Kommandozeilen-Tool konfiguriert wird, kennt Backup Exec dafür einen speziellen Auftragstyp, der sich bequem über die grafische Oberfläche des Programms anlegen lässt. Damit kann man auch das Kopieren der gesicherten Dateien gleich im Anschluss an den Backup-Auftrag veranlassen. Dupliziert werden bei Backup Exec immer die Daten eines bestimmten Sicherungsauftrags, während bei Arcserve mit einem Job die Inhalte eines oder mehrerer Mediensätze auf einmal kopiert werden können. Das reduziert die Zahl der nötigen Aufträge und verbessert so die Übersichtlichkeit der Auftragsplanung.

Da Tapeware überhaupt keine Medienduplikation unterstützt, ist Staging mit dem Programm nicht zu realisieren. Retrospect unterstützt Staging zwar, das progressive Backup-Verfahren weist hier jedoch gewisse Nachteile auf. Die Freigabe des Plattenplatzes erfolgt im Rahmen eines neuen Komplett-Backups, das den alten virtuellen Mediensatz überschreibt und einen neuen Snapshot anlegt. In den meisten Fällen dürften tägliche Komplett-Backups aber kaum sinnvoll sein. Deshalb sollte man auf dem Backup-System über genügend Plattenkapazität verfügen, um für zirka eine Woche seinen gesamten Datenbestand inklusive des täglichen Datenzuwachses sichern zu können. Erst am Ende der Woche werden die Daten dann auf Band gespielt, und der virtuelle Mediensatz samt Snapshot kann überschrieben werden. Da bei diesem Verfahren die Daten nur einmal wöchentlich auf ein sicheres Speichermedium gelangen, birgt diese Methode gewisse Risiken und setzt einen zuverlässigen Backup-Server voraus.

Backup-Server als Achillesferse

In jedem Fall sollte man über eine detaillierte Disaster-Recovery-Strategie für den Backup-Server verfügen, denn gerade er ist bei einem Totalausfall am schwierigsten wieder in Gang zu bringen. Hier befindet sich die für jeden Wiederherstellungsprozess essentielle Datenbank, die alle Katalogdaten der Medien enthält. Zur Restaurierung eines Backup-Servers muss nach der Neuinstallation von Betriebssystem und Backup-Software deshalb der Mediensatz bekannt sein, auf dem die Datenbank selbst gespeichert ist. Erst nach erfolgreichem Import der Katalogdaten dieser Medien kann die Wiederherstellung erfolgen.

Um diesen recht langwierigen Vorgang zu beschleunigen, bieten alle Hersteller eine Option für das Disaster Recovery an. Sie muss aber separat erworben werden. Von einer vorher zu erstellenden Boot-CD startet ein Assistent, der durch die Installation des Betriebssystems samt Backup-Client und die anschließende Restaurierung des Systems führt. Falls man über ein bootfähiges Bandlaufwerk verfügt, entfällt die Notwendigkeit für eine Boot-CD. Ein Nachteil der Disaster-Recovery-Option ist, dass sich der Administrator im Falle von Problemen in einer ungewohnten Umgebung mit eingeschränkten Möglichkeiten befindet. Solche können zum Beispiel auftreten, wenn beim Starten ein Treiber nicht gefunden wird oder der Assistent über eine ungewöhnliche Festplattenpartitionierung stolpert. Einer schnellen Problemlösung, die eventuell in einer Stresssituation erfolgen muss, dürfte das nicht gerade zuträglich sein. Außerdem zeigt die Praxis, dass das Disaster Recovery selbst bei einem reibungslosen Verlauf den Wiederherstellungsprozess in den meisten Fällen nur geringfügig beschleunigt.

Eine Ausnahme stellt hier die Disaster-Recovery-Option von Tapeware dar. Als einziges Programm installiert es kein komplettes Windows, bevor die Daten wiederhergestellt werden. Stattdessen läuft der Backup-Client in einer schnell eingerichteten DOS-Umgebung, die das System in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt. Allerdings ist Tapewares Lösung nur auf den Backup-Server selbst beschränkt, ein Disaster Recovery via Netzwerk, wie es die anderen drei Kandidaten bieten, ist hier nicht vorgesehen.

Fazit