Das Klima im ITK-Markt wird milder

03.11.2004
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Dass die Kunden ihre Budgets wieder für IT-Anschaffungen öffnen, macht sich auch in den jüngsten Bilanzen der großen IT-Anbieter zum dritten Quartal 2004 bemerkbar. IBM steigerte seinen Umsatz im Jahresvergleich um fast neun Prozent auf 23,4 Milliarden Dollar und fuhr einen Gewinn von 1,8 Milliarden Dollar ein. Chipriese Intel verbuchte mit 8,5 Milliarden Dollar um acht Prozent höhere Einnahmen als noch vor Jahresfrist. Unter dem Strich stand ein Plus von rund 1,9 Milliarden Dollar, 15 Prozent mehr als im dritten Quartal 2003.

Auch die Telekommunikationsausrüster meldeten fast durchweg gute Zahlen. Motorola vervierfachte im Vergleich zum Vorjahresquartal seinen Gewinn auf 479 Millionen Euro. Ericsson katapultierte seinen Vorsteuerertrag sogar um den Faktor sechs auf 772 Millionen Euro nach oben. Ähnlich vielversprechende Nachrichten kommen aus dem Internet-Sektor.

Der Schwung scheint zunehmend auch die Softwarebranche zu erfassen. Microsoft steigerte seinen Profit mit 2,9 Milliarden Euro auf ein neues Rekordniveau. SAP zieht unbeirrt seine Bahnen im Markt für Business-Applikationen und erhöhte im Jahresvergleich den Nettogewinn um 15 Prozent, den Umsatz um zwölf Prozent. Zuletzt meldete selbst das durch die Übernahmeversuche seitens Oracles arg gebeutelte Peoplesoft ein Umsatzplus und schwarze Zahlen. Auch die Sorgenkinder der Branche wie Sun und Siebel können wieder hoffen. Allerdings sind diese Comebacks zum größten Teil auf eine rigide Kostensenkungspolitik und harte Einschnitte beim Personal zurückzuführen.

Kein Anlass zur Euphorie

Angesichts dieser Zahlen müsste die IT-Welt eigentlich in Ordnung sein, sollte man meinen. Euphorie will indes nicht so recht aufkommen. Offensichtlich misstrauen die Führungsetagen der IT-Anbieter dem sich abzeichnenden Aufschwung. Mit ihren Prognosen dämpften die Verantwortlichen zu hohe Erwartungen für die kommenden Monate. So rechnet beispielsweise die SAP-Führung für das vierte Quartal bei den Einnahmen mit Softwarelizenzen nur noch mit einem Plus von sieben bis acht Prozent. Im abgelaufenen Quartal betrug das Wachstum noch 13 Prozent. Microsofts Finanzchef John Connors kalkuliert für das im Juli begonnene Geschäftsjahr 2004/05 nur noch mit einer Umsatzsteigerung von 5,6 bis 6,4 Prozent. Das wäre das niedrigste Wachstum seit dem Börsengang vor 18 Jahren.

Misstrauen im Chipmarkt