Das Büro kann (noch nicht) einpacken

24.06.2008
Von Uwe Kerrinnes
Es klingt verlockend: Mit dem mobilen Office sind Mitarbeiter überall voll arbeitsfähig. Doch dem produktiven Arbeiten von unterwegs stehen noch eine ganze Reihe von Hindernissen entgegen.

Immer mehr Mitarbeiter nutzen die Zeit auf Reisen und erledigen Aufgaben von unterwegs genauso wie im Büro. Hierzu greifen sie über sichere Verbindungen auf Daten und Anwendungen innerhalb ihres Unternehmens zu. Sie wählen sich am Flughafen oder in der Bahn ins Intranet ein und bearbeiten ihre E-Mails, laden Produktinformationen vom Server oder rufen eine Kundendatei ab, um sich auf das bevorstehende Gespräch vorzubereiten. Am Ziel nutzen sie einen speziellen USB-Stick und einen Gastrechner, um zusätzliche Informationen auf ihrem Desktop im Büro abzurufen.

Dass es sich hierbei nicht um Spielereien handelt, zeigt der Datamonitor-Report "Enterprise Mobility: Trend Analysis to 2012" (PDF). Er prophezeit ein Wachstum der weltweiten Ausgaben für mobile Endgeräte von sechs Milliarden Dollar auf rund 17 Milliarden Dollar in sechs Jahren. Die Kollegen der International Data Corp. (IDC) gehen wiederum davon aus, dass die Zahl der mobilen Anwender weltweit bis 2011 von 800 Millionen im Jahr 2007 auf eine Milliarde ansteigen.

Gut ausgerüstet, schwach angebunden

Moderne Smartphones wie das Nokia E90 treiben das Mobile Office an.
Moderne Smartphones wie das Nokia E90 treiben das Mobile Office an.

An der Ausrüstung hapert es auch heute schon nicht: Die Mitarbeiter nehmen Handys, Notebooks und PDAs mit auf den Weg. Dazu steht ihnen eine Vielfalt an Netzen zur Verfügung, seien es WLAN, GSM, GPRS, UMTS oder gar HSDPA. Doch trotz aller technologischen Vielfalt können die Anwender aufgrund von Medienbrüchen unterwegs oftmals nicht auf das Intranet, Office-Software und E-Mails zugreifen.

Die parallel gewachsenen Kommunikationswelten Festnetz und Mobilfunk behindern zusätzlich die nahtlose Informationsversorgung. Dadurch sind dringend gesuchte Gesprächspartner oft schwierig zu erreichen. Laut dem Marktforschungsinstitut Sage Research scheitern täglich 36 Prozent der ersten Kontaktversuche. Häufig versuchen Unternehmen, diesem Problem beizukommen, indem sie die Zahl der eingesetzten Endgeräte erhöhen. Damit steigern sie aber letztlich nur die Komplexität, die Kosten und den Aufwand. Stattdessen sollten die Firmenlenker zunächst genau die Bedürfnisse der Anwender analysieren. "Viele Unternehmen sind sich aufgrund der Vielfalt von Lösungen nicht sicher, wo sie genau hinwollen", sagt Michael Pilger, Experte für Seamless-Mobility-Lösungen im Produkt-Management bei T-Systems. "Manager und Projektmitarbeiter benötigen häufiger eine komplette Anbindung an das Firmennetz als Mitarbeiter in bestimmten Funktionsgruppen, zum Beispiel in Vertrieb und Service. Denen genügt meist ein PDA mit einer speziell zugeschnittenen Applikation, um etwa mit drei Klicks Bestände im Lager zu erfassen und diese in das zentrale SAP-System zu übertragen. Eine komplette ERP- oder CRM-Anwendung lässt sich auf dem PDA kaum sinnvoll abbilden. Es wird also auch zukünftig immer verschiedene Produkte für unterschiedliche Anwendungsszenarien geben."